„These Are The Times I´m Living For“: Mike Herrera wirkt beinahe zurückhaltend und nachdenklich, als er im Februar dieses Jahres mit seiner ernstzunehmenden Countryauslebung TUMBLEDOWN durch die Westküstenortschaften der USA tourt. Sein anderes, sein Hauptstandbein und volljähriges Baby ruht derweil länger - lange genug sogar, dass auf „Plans Within Plans“ und nach fünf Jahren Zwischenzeit der ins Frührentnertum übergesiedelte Drummer Yuri Ruley erneut Teil der Band ist. „Plans Within Plans“ sind eben doppelt unvorhersehbar.
Diese ins Land gezogenen Jahre sind dem Trio aus Bremerton, Washington gut bekommen: „Aces Up“ fällt direkt mit der Tür ins Haus, die einst „Slowly Going Down The Way To Buffalo“ oder „Life In General“ von der bösen, neumodischen Außenwelt fernhielt: Highspeed-Poppunk-Oktav-Geriffe mit jugendlichem Heiligenschein und den letzten (oder ersten?) Sonnenstrahlen im Rückspiegel – MXPX wissen ihre zweikommafünf Minuten Durchschnittssonglänge auf Album Nummer neun noch immer auszunutzen und schmackhaft zu servieren: „Nothing Left“ rollt mit dem immensen und dichten Schlagzeugspiel des Sympathisanten Ruley und jener leicht melancholischen Hookline-Nuance aufs Feld, die die Band um Sänger und Halbmexikaner Herrera groß gemacht haben.
„Plans Within Plans“ dümpelt nicht überflüssig in Experimentiersümpfen oder auf Neufindungsäckern herum, „In The Past“ und sogar das einminütige, aggressivere „Screw Loose“ sind schlüssig arrangiert und behalten trotzdem die zuckrige Leichtigkeit, die bei MXPX schon immer Texte und Musik gleichermaßen schmückte.
Toll herauszuhören, wie locker und ungestüm die Band aus dem Vorort von Seattle nach einer stilistischen Berg- und Talfahrt wieder der schlichten Harmonie und dem unkomplizierten Ausgleich zugekehrt ist: „Far Away“ kann die Ohrmuschel gerne auch mal den ganzen Tag beanspruchen – da fällt der peinlich herausgedrückte "Breakdownpart" im C-Part abgehakt unter den Tisch. „Stay On Your Feet“ ist die Erinnerung ans positive und immerwache Denken, die MXPX und „Plans Within Plans“ so gut steht wie Bruce Willis eine raue Säuferglatze. Nach erstem beruhigtem Durchatmen und vorsichtiger Rotation lassen sich gar Füllmaterial wie „The Times“ oder das verdrossen ausgespuckte „Lucky Guy“ wegschmunzeln, denn Herrera, Ruley und Gitarrist Tom Wisniewski dürfen das – so kindisch und naiv ihrer Poppunk-Sparte frönen.
Dafür haben "Magnified Plaid“ über die Jahre ihrer Präsenz schon zu viel Gutes und Gutgemeintes geleistet. Hoffentlich gehen nicht nur die „Plans“, sondern auch die „Plans Within Plans“ auf, wenn Mike Herrera solo ab April als abgespeckte Sparversion „MXPX All Stars“ seinen Weg auf europäische Bühnen findet, wo mitunter auch Auskopplungen der neuen Tracks vorgestellt werden sollen.
Vom grauen Alltag als musikalischer Frührentner will dieser mit seinen fünfunddreißig Jahren nämlich noch lange nichts wissen. Glüclicherweise. Bart und Flugticketpreise hin oder her.
Trackliste:
01. Aces Up
02. Screw Loose
03. Nothing Left
04. The Times
05. In The Past
06. Best Of Times
07. Stay On Your Feet
08. Lucky Guy
09. Far Away
10. Cast Down My Heart
11. When It Comes To You
12. Inside Out
13. Nothing’s Gonna Change