Eigentlich müsste ich die gesamte Pressemitteilung abtippen und sie unseren geneigten LeserInnen zur Verfügung stellen. Aber ich denke, “World War III” erklärt sich ziemlich gut selbst. Es ist einfach ergreifend und schwierig wird es, da man nun die Hintergründe kennt objektiv zu rezensieren. Aber das macht diesen Job ja eben auch so spannend.
MADINA LAKE ist eine fiktive Stadt in den 50er Jahren, wie man sie sich durch das cinematische Vorbild Smallville vorstellen mag. Diese Stadt und die Charaktere die in ihr leben und deren Geschichten sind es, die MADINA LAKE in ihrer Trilogie thematisieren wollte. Das hat auch alles hingehauen und die Arbeiten zu “World War III”, welches das Album werden sollte, in dem Gut und Böse auf einander treffen, begannen optimistisch, bis das Böse in persona die Zwillingsbrüder Nathan und Matthew Leone ereilte. Matthews wollte seine Frau vor einem gewalttätigen Übergriff beschützen und wurde dadurch selber (heroisches) Opfer des prügelnden Angreifers. Die multiplen Verletzungen katapultierten den singenden Bassisten des US amerikanischen Quartetts fünf Tage ins Koma und die Ärzte mussten ihm ein Drittel seines Schädels entfernen. Ein langwährender Genesungsprozess setzte ein, währenddessen (u.a.) die SMASHING PUMPKINS einen Benefiz organisierten, was 80.000 Dollar einbrachte. Kaum genesen, machte der Musiker sich auf ins Studio, um gemeinsam mit seiner Band das dritte Album einzuspielen und all die Erfahrungen und noch viele mehr flossen in diesen Tonträger und: Ja, man hört es tatsächlich.
Die poppigen Songs, die zwischen kommerziellem, modernem Rock und synthetischen Klängen anzusiedeln sind, begeistern vor allem durch die Intensität der Texte und des Gesangs, der das Erlebte so unglaublich authentisch näher bringt. “The Great Divide” ist ein Song in dem Nathan das Gefühl versucht zu umschreiben, dass einen Zwilling ereilt, wenn es der andere fehlt und vielleicht nicht wieder ins Leben zurückkehren wird. Während des Heilungsprozesses trafen sich die beiden Brüder mit Billy Corgan, saßen zwei Stunden redend auf einem Felsen und fanden dort Seelenfrieden und Erfüllung. Aus der gemeinsamen Reise entstand das Riff aus Corgans Hand, das den Grundstein für “Imagineer” legte. Für sie wurde in diesem Moment ein Traum wahr, den sie für unmöglich gehalten hatten. “Howdy Neighbor” richtet sich direkt an den Täter, der Nathan durch seine Gewaltattacke traumatisierte und das ziemlich direkt: “Hey you, good neighbor, you fucked everyone out there, you poor thing you end up beat, that´s what I call a family, you fight your weakness, you begged for help from an innocent victim, use him, leave him out on the street, well, you never fuck up again!”
In “Hey, Superstar” wird die Gefahr eines übergroßen Egos behandelt und die falsche Einstellung vieler Künstler gegenüber ihrer Musik und dem angestrebten Erfolg.
Der Pop-Rock MADINA LAKEs ist leicht zugänglich, ohne oberflächlich zu sein. Er ist stark emotional, ohne kitschig zu wirken. Er ist experimentell, ohne verstörend zu wirken. Aber er ist vor allem eins: Energetisch! Und das wiederum macht Spaß beim Zuhören. Etwas, das mir beim letzten Album etwas abging. “WW III” besteht den Hörtest aber auch unabhängig von seiner ergreifenden Hintergrundgeschichte, die eine starke und auch nachhaltige Wirkung hat. Aber: Diese ist nachhaltiger als die Musik selbst. Zumindest ist es sie es nicht so sehr, dass sie die Höchstpunktzahl verdient hätte. Daher gibt es “nur”
8 Skulls
Linc
Tracklisting:
1. Howdy Neighbor!
2. Imagineer
3. They’re Coming For Me
4. Hey Superstar
5. Fireworks
6. Across 5 Oceans
7. We Got This
8. What It Is To Wonder
9. Heroine
10. Blood Red Flags
11. Take Me or Leave
12. The Great Divide