Musik an: MAJOR ERD klingen sperrig, kantig, unangepasst, hektisch, intellektuell und leicht von oben herab, voller Energie und jugendlichem Leichtsinn. Und singt das etwa „Rio Reiser“? Das Quartett geht damit auf ihrer ersten Präsentation „Lametta“, die trotz des sommerlichen Erscheinungsdatums recht wenig mit vorweihnachtlicher Vorfreude zu tun haben dürfte, einen unbequemen Weg und fühlt sich Angabe gemäß dann so richtig Wohl, wenn das Umfeld keine Erwartungshaltung pflegt.
Das klingt interessant!
Und interessant sind sie die Bielefelder, die, wenn sie stilistisch in ein Korsett gepresst werden müssten, als Post-NeueDeutscheWelle Band charakterisiert werden könnte. Ist da etwa eine Band in ein Zeitloch gefallen und nutzt den Boom deutschsprachiger Musik aus, um sich in kommerzielle Sphären der 80er Jahre zu katapultieren? Nein, mitnichten. MAJOR ERD machen sich zwar Gedanken, aber das auf authentische Art und Weise. Sechs Künstler schmückten die sechs Songs im Booklet (ohne das Werk als Ganzen zu kennen) wie „Lametta“ den Weihnachtsbaum, und sogar der Titel der EP ist Anachronismus pur, denn wer schmückt den Baum heute noch mit diesen silbernen Alukram? Jeder einzelne Song ist eine kleine Show, die zum Nachdenken und sinnieren („Letzte Nacht“ beschreibt unglaublich guten Sex – mit sich selbst…) einlädt, musikalisch sind die Herren tight, groovig, funky und rockig, gesanglich wird es immer wieder eindringlich, intensiv, ja beschwörend. Sogar balladesk liegt ihnen nicht fern und steht ihnen gut. „Lametta“ biedert sich nicht an, sondern ist hartes Stück Arbeit, die sich aber durch Beschäftigung mit der Materie erschließt und erfrischend anders ist als der Rest.