Kollege Dario vergab vor zwei Jahren für das letzte MALEFICE-Album „Dawn Of Reprisal" nüchterne 4 von 10 Punkten mit der Begründung, dem Album fehle es an eigenen Ideen, die dabei nicht mal besonders gut umgesetzt seien. Ein Standpunkt, der für mich nachvollziehbar ist ohne den Vorgänger je gehört zu haben, ist doch auch ihr neustes Album „Awaken The Tides“ eine Darbietung zahlreicher bereits (viel zu) bekannter Elemente. MALEFICE erfinden den Metalcore (der in erster Linie aber mehr Metal, und höchstens im Sinne von Breakdowns noch –core ist) in der Tat nicht neu. Die recht hohe Schreistimme, die viel von Steffen Winopal (WITH ABANDON/Ex-WFAHM) hat, mag zwar im hiesigen Metalcore leicht hervorstechen, und auch der Einsatz eines (sich sanft im Hintergrund befindenden) Keyboards ist nicht (mehr) die Regel. Doch Hand aufs Herz: MALEFICE spielen modernen Metal, wie man ihn so zunächst ohne weiteres übergehen würde. Jedoch: In der anderen Sache, in der Sache mit der Qualität, da würde ich dem guten Dario nicht unbedingt zustimmen – zumindest, was dieses Album betrifft. Tatsächlich hat „Awaken The Tides“ nämlich durchaus einige dieser Magic-Moments, tatsächlich können MALEFICE hin und wieder sowas wie eine Atmosphäre schaffen und (zumindest etwas) aus dem stilistischen Sumpf des Durchschnitts hervorragen. Gerade das epische Ende „The Haunting“ macht hier wieder vieles wett, was an anderer Stelle auf dem Album so schief ging, aber auch da gab es hin und wieder wirklich packendes. Leider ist das auf „Awaken The Tides“ nicht die Regel, sodass MALEFICE auch auf „Awaken The Tides“ hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Andererseits beweist gerade dieses Album, dass es im Hause MALEFICE durchaus sowas wie Möglichkeiten gibt. Fürs nächste Album also: Noch mehr von dieser Sorte Pathos, und weniger von Genre-Standards!
Tracklist:
01. Awaken The Tides
02. Delirium
03. Dead in the Water
04. Minutes
05. Baying For Blood
06. Blessed/Cursed
07. The Day the Sky Fell
08. Out Numbered Out Gunned
09. Flood of Red
10. The Haunting