Plattenkritik

Manafest - Fighter

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Release Date: 20.09.2013
Datum Review: 26.09.2013

Manafest - Fighter

 

 

Während der ausführlich breit getretene Leidensweg eines von der Gesellschaft geschmähten Protagonisten in der Literatur als Autor oder gar als tragische Figur im Film verkaufsfördernd wirken kann, entwickelt sich hieraus schnell definitiv ein Schuss ins Knie, wenn es um Musik geht. Im Normalfall bekommt der leidgeprüfte Pseudo-Musikkritiker in der Regel eine CD und eine kurze, knappe Presseinfo. Im Falle von MANAFEST aber bekommen wir auf zwei vollständig zugeschmierten DINA4 Seiten den kompletten Lebens- und Leidensweg dieses ach so talentierten Kanadiers auf die Festplatte geschoben. Ob wir nun wollen oder nicht...

Und wer so plakativ um Mitleidspunkte buhlt, darf sich nicht wundern, wenn er mit einem gehörigen Minussaldo in die musikalische Matrix startet und letztlich auch baden gehen muss...

CD in den Player, erster Song, zweiter Song, dritter Song. Cd raus, Etikett geprüft, festgestellt, ist wirklich MANAFEST und ab wieder rein. Vierter Song, fünfter Song, durch. Ja, klar, die CD hat mehr Tracks, aber sorry, das geht nicht. Echt nicht. Zumal ich definitiv die Meinung vertrete, dass ein Künstler nach zwei EPs und bisher fünf Alben ein gewisses Maß an Eigenständigkeit entwickelt haben sollte.

Bei LINKIN PARK gab es zu Zeiten von “Hybrid Theory“ wenigstens noch halbwegs authentische Wutausbrüche und Emotionen. Hingegen wirkt MANAFEST wie die Popvariante des Originals. Die Songs sind allesamt derart aalglatt, wäre der Rohling ein Schlauch für die Darmspiegelung, man bräuchte noch nicht mal Gleitmittel. Substanz und Essenz sucht man auch nach mehrmaligen Durchläufen vergebens genauso wie innovatives Songwriting. Das Einzige, was hier wirklich gekonnt in Szene gesetzt wurde, ist das Image des Hauptdarstellers sowie eine ekelhaft austauschbare Radioproduktion.

Gekrönt wird der maximal lauwarme Pseudo-Nu-Metal-Rap-Aufguss mit einer Ballade namens “Never Let You Go“...wer hier nicht sofort zum Feuerzeug greift zur spontanen Selbstentzündung hat definitiv viel zu viel Schmalz im Ohr.

Ich hab weder was gegen Radio oder Verkaufszahlen, nur das Kokettieren mit einem ach so harten Lebensweg im Zusammenspiel mit einem pressetauglichen Großstadtrebellentum widert mich an. Dies noch gepaart mit ideenlosem Abkupfern ist schon fast unerträglich und der Zeilen nicht wert. Aber den definitiven Todesstoß bekommt man zu guter Letzt noch über die eingangs bereits erwähnte Presseinfo versetzt: da spricht man in den Beschreibungen einzelner Songs durchaus von Parallelen zu den BEASTIE BOYS. Das ist zuviel, eindeutig. Das ist Gotteslästerung!

MANAFEST versprüht auch auf dem sechsten Album nichtssagende Langeweile in Verbindung mit phrasenschwangeren Lyrics. Das einzige Kratzen was man beim vermeintlichen Genuss von “Fighter“ hören wird, ist das des Hundes, der verzweifelt von innen versucht die Tür zu öffnen um diesem akustischen Fiasko zu entkommen.

Tracklist:
1.Fighter
2.Throw It Away
3.Pushover
4.Human
5.Come Alive
6.Never Let You Go
7.Not Alone
8.Prison Break
9.Heart Attack
10.Will You Catch Me
11.Never Let You Go (Acoustic Mix)

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Markus L.

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Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, könnte man sicherlich mit mir über meine Einstellung und den ganzen Bla diskutieren. Tut es aber nicht, ergo kann man es sich auch ersparen. Beratungsresistent eben!