Plattenkritik

Maroon - Order

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Release Date: 17.04.2009
Datum Review: 29.03.2009

Maroon - Order

 

 

MAROON veröffentlichen mit “Order” nüchtern (nicht im Sinne von sXe bitte) betrachtet ihr fünftes Album in einer Dekade. Die konfrontationsfreudige Band aus Nordhausen überlässt auf ihrer neuen Langrille nichts dem Zufall und serviert in zweifacher Hinsicht eine große DREI. Zunächst wurde „Order“ in Deutschland produziert und in Schweden abgemischt, wohingegen das Mastering in den USA stattfand. Anzuhören ist dieses Dreigestirn dem Album nicht, denn der Sound ist gewöhnlich druckvoll und transparent ausgefallen. Aber dennoch macht sich ein solches Vorgehen gut auf der Rückseite des Booklets. Kommen wir zu den wichtigeren drei Säulen des aus zwölf Tracks bestehenden Albums. „Bleak“ ist der erste Ausreißer, ein akustisches Intro baut den Spannungsbogen zu einem klar gesungenen Vers, der in einem atmosphärisch geshouteten Refrain mündet. Hier zeigt sich MAROON von einer emotionalen und intensiven Seite, bevor der Song Fahrt aufnimmt und ein Gitarrensoli in einen an „Blackened“ (METALLICA; bereits das Intro ist eine Hommage an diese Band, Stichwort „Damage Inc.“) angelehnten Midtempo Mosh mündet. Danach wird wieder die Anfangsthematik aufgegriffen und „Bleak“ läuft als erstes Highlight aus. Erwähnenswerte Nummer zwei ist „Children of the Next Level”, ein fast reinrassiger Black Metal Klopfer, der Aggression, Kälte und Verwüstung hinterlässt. Eindrucksvoll zeigen MAROON hier, dass sie nicht immer Schema F verfolgen, sondern auch über den Tellerrand des musikalisch wertvollen blicken. Das letzte Stück „Schatten“ ist eine Premiere, denn hier singt Oberleutnant Moraweck auf deutsch. Der Text basiert auf einem der 400 Kindertodtenlieder des deutschen Schriftstellers Friedrich Rückert (1788 – 1866), der diese nach dem Tod zweier seiner Kinder verfasste. Der als Refrain fungierende Vierzeiler

“Wo ich auch nach dir Frage,
wenn ich von dir bericht,
du lebst in meiner Klage
und stirbst im Herzen nicht!“


ist großes emotionales Kino und bohrt sich tief unter die Haut. Hier zeigen sich MAROON als Geschichtenerzähler und bedrohen den Hörer, wiegen ihn in eine innere Sicherheit, um ihn dann wieder aus seinem Schneckenhaus herauszureißen. Grandios!
Als Fundament des Albums dient solider bis hochklassiger Metal mit MAROON typischen Hardcore Roots, auf dem bissige Härte nicht unterschritten wird und der durch eine gute musikalische Versiertheit überzeugen kann. Die Gitarren strotzen vor Erklärungsbewusstsein und werden durch ein immer wieder aus den Klammern ausbrechendes Schlagzeug unterstützt. Wer den bisherigen Alben der Nordhäuser bisher etwas abgewinnen konnte, könnte seine Probleme mit „Order“ haben. Ich jedoch, der bisher überhaupt nicht mit MAROON klar kam, habe nach mehreren Durchläufen das Facettenreichtum, die Abwechslung und die immer offen zur Schau gestellte Brutalität gepaart mit emotionalen Momenten auf ihrem neuen Album lieb gewonnen.

Tracklist:
1. Morin Heights
2. Erode
3. Stay Brutal
4. A New Order
5. Bleak
6. This Ship Is Sinking
7. Call of Telah
8. LEave you Scared & Broken
9. Children of the Next Level
10. Bombs Over Ignorance
11. Wolves at the End of the Street
12. Schatten

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Clement

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Ich fühle mich zu alt