Jerry Fuchs war vieles. Er war begnadeter Musiker und hochtalentierter Drummer. Eine Tatsache die vielen Bands (u.a. !!!, LCD SOUNDSYSTEM, MSTRKRFT, TURING MACHINE und MASSIVE ATTACK) zu Gute kam. Viel wichtiger jedoch ist die Tatsache, dass Jerry seine Arbeit immer mit dem Höchstmaß an Spaß und auch Leidenschaft verrichtete. Das konnte man ihm immer wieder ansehen. Vor allen Dingen war Jerry Fuchs aber ein Mensch. Ein, so schien es, toller Mensch. Ein Mensch, der jetzt nicht mehr existiert. Ein Mensch, der nur 35 Jahre alt wurde. Jerry Fuchs ist tot.
Hätten MASERATI nicht schon 2009 mit den Aufnahmen zu „Pyramid Of The Sun“ angefangen, es wäre fraglich gewesen, ob dieses Album jemals das Licht der Welt erblickt hätte. Wer hätte Fuchs ersetzen sollen, der Band ihren urtypischen Sound, ihr Markenzeichen aufdrücken sollen? Genau. Niemand. So aber ist „Pyramid Of The Sun“ das Fusion- und Psychedelic Rock Album geworden, welches man in diesem Jahr schwer vermisst hat. Dabei macht die Band gar nicht so viel anders, als auf ihren letzten Releases. Immer noch regiert ein Höchstmaß an Rhythmus, der Drive der einzelnen Songs lässt die Gliedmaßen zucken, die Gitarren, die immer wieder an U2s „The Joshua Tree“ erinnern („We Got The System To Fight The System“, ach, eigentlich jeder Song), sorgen für nostalgische Gefühle. Und dann immer wieder diese Ausbrüche in noisige Gefilde, bis alles kracht, aber niemals zusammenstürzt. MASERATI haben das nötige Gespür für Härte in den gewissen Momenten, grundsätzlich aber verlassen sie sich auf ihr Know How im Bereich des Songwriting. Dabei erinnern sie oftmals an Synthie- und Electro-Acts der 80er und frühen 90er (VISAGE oder auch ANNE CLARK lassen grüßen). Grund dafür sind die oftmals im Vordergrund stehenden elektronischen Elemente, die den einzelnen Stücken, aber besonders „They´ll No More Suffer From Thirst“ die Kirsche auf die Sahnehaube setzen.
Immer wieder hervorstechend zeigt sich dabei aber das Drumming von Fuchs. Während die Gitarren oftmals ins Uferlose laufen, die Melodien lang und länger ziehen, sich immer wieder wiederholen, gibt er, akzentuiert wie immer, die Marschrichtung vor. Und diese ist ganz klar nach vorne, ohne brachial sein zu wollen. Das würde nicht ins psychedelische Gesamtbild von „Pyramid Of The Sun“, ja, von MASERATI im Allgemeinen passen. Sie wissen einfach, was zu tun ist und wenn sie dann noch „Bye M´Friend, Goodbye“ ihrem verstorbenen Mitglied widmen, dabei an Geschwindigkeit zulegen, ihren Gefühlen freien Lauf lassen, dann ist man alsbald ergriffen und mag sich nicht einmal annähernd vorstellen, was diese Bandmitglieder, Freunde, fast möchte man sagen Familie seit dem November 2009 empfindet.
Und während des ganzen Albums drängen sich immer wieder die Bilder Jerrys in den Kopf, wie er hinter seinem Drumset sitzt, mit geschlossenen Augen, genießt was er macht, anfängt zu lachen, wenn er sich verspielt und im Allgemeinen dabei wirkt, wie ein kleines Kind. Ein Album das traurig stimmt. Zeitgleich aber auch ein Album welches als posthume Huldigung dient. Eine Huldigung mit dem zaghaften Unterton einer Band, die sagt: „Jerry, wir werden Dich nie vergessen!“ Das werden wir Hörer auch nicht. Jerry, „Pyramid Of The Sun“ ist Dein letztes Statement, dein Vermächtnis, es ist Dein Testament an die Menschheit. Ruhe in Frieden!
Tracklist:
01. Who Can Find The Beast
02. Pyramid Of The Sun
03. We Got The System To Fight The System
04. They´ll No More Suffer From Thirst
05. Ruins
06. They´ll No More Suffer From Hunger
07. Oaxaca
08. Bye M´Friend, Goodbye