Bauchpunk aus den Hansestädten, ein geforderter Nachschlag. Alltagsabrechnungen, Literaturgewichtung und generelle Ablehnung haben wieder Gesicht. Dabei beschreibt ausgerechnet der Titel, wo das neue MATULA-Album nicht in voller Länge gespielt werden will.
Untergehen wie ein Papierschiffchen im Hafenbecken würden die Songs dort, wo Punk höchstens bedeutet der Öffentlichkeit seinen Dosenpfand zu hinterlassen. Nicht, das Stücke (und vor allem Texte) wie "Monstrum" oder "Paraden" zerbrechlich oder aus der Mode erscheinen - gerade das machte die Hamburger/Kieler ja bisher sympathisch. MATULA geht es ums Hinterfragen und Rausposaunen. "Wenn der Abend kommt, klappt der Bordstein hoch, dann sagt die Tagesschau irgendwas von Aufschwung" ("Für ein Leben") spricht klar mehr und direkter als die gelassen schrammelnden Gitarren, die auch auf "Auf Allen Festen" die musikalische Federführung zwischen Hamburger Schule und Garagenpop übernehmen. Zeuge davon zu werden, warum und auf welche Art Sänger Tobbe von "Tapete" bis "Drei Minuten" leidet und empört ist, scheint oft ein Genuss. "Kolumbus" dichtet Vorwurf auf Vorwurf, "Alles wäre leicht mit etwas Mut" kreiden die Hanseaten zuvor bei "Monstrum" an. Passend dazu bleiben MATULA über die elf Songs kühl, windig und auf ihre eigene Weise auf Distanz. Hat man den Faden von "Auf Allem Festen" erstmal enttüddelt, offenbaren "In Einem Krieg" oder "Tapete" Einblicke in einen grauen Alltag, der so manchem sicher vertraut vorkommt. Vorgetragen zwischen "beste Freunde", CAPTAIN PLANET und Hochhausromantik kommt "Auf Allen Festen" ganz bestimmt mehr zur Geltung als - sorry - auf allen übrigen Festen.
Trackliste:
01. TAPETE
02. AUF ALLEN FESTEN
03. SCHWARZWEISSFOTOS
04. MONSTRUM
05. DER MAKLER
06. PARADEN
07. FÜR EIN LEBEN
08. KOLUMBUS
09. IN EINEM KRIEG
10. DIE HÄRTESTEN TÜREN DER STADT
11. DREI MINUTEN