Also das ist nämlich so: Dave Sitek ist seines Zeichens der Gitarrist in einer nicht eben unbekannten Band namens TV ON THE RADIO und zudem noch ein gefragter Produzent, der schon mit nicht eben unbekannten Künstlern wie den YEAH YEAH YEAHS, MASSIVE ATTACK oder auch (ja!) SCARLETT JOHANSSON zusammen gearbeitet hat. Hieraus resultiert wohl dann auch ein eher üppig gefülltes schwarzes Büchlein, in dem sich Namen und Telefonnummern so ziemlich jedes angesagten und einschlägig vorbelasteten Musikers Nordamerikas befinden dürften. Was liegt da also näher, als ein pures Produzentenalbum auf den Markt zu werfen und hierfür mal eben den favorisierten Stimmen in besagtem schwarzen Büchlein einen Song zuzustecken?
So weit, so typisch Produzentenplatte. Was allerdings verblüfft: das selbstbetitelte Debütalbum unter dem Pseudonym MAXIMUM BALLOON ist eine reinrassige Tanzplatte geworden. Leider allerdings eine der eher belanglosen, zuweilen gar nervigen Sorte. Klar, zu Songs wie dem von Blog-Hype THEOPHILUS LONDON mit Singsang und Raps versehenen „Groove Me“ kann man sich schon ganz gut bewegen. Es gibt nur keinen wirklichen Grund, warum man dies ausgerechnet hierzu tun sollte, wenn es doch weitaus zwingendere Alternativen gibt, die nicht so gemächlich vor sich hin pluckern. Das generelle Problem dieses Albums ist, dass es insgesamt zwar durchaus authentisch in seiner starken 80's-Lastigkeit wirkt, gleichsam aber das Exaltierte und auch etwas Schleimige dieses Jahrzehnts vermissen lässt. Nicht, dass man sich das nun unbedingt zurückwünschen würde, aber wenn schon, dann doch bitte konsequent und nicht in einem halbgaren Schwebezustand verharrend wie hier.
So groovt das Album eben hin und wieder ganz ordentlich, wirkt aber erschreckend saft- und kraftlos, was auch an der Sängerauswahl liegt. Wirkliche Trademarks weiß hier niemand zu setzen. Das sorgt dann zwar dafür, dass das typische Problem eines Produzentenalbums, nämlich die drohende Heterogenität außen vor bleibt, andererseits auch nahezu nie ein Moment auftaucht, der für den gerade in der Popmusik doch so bitter nötigen Endorphinschub oder anders geartete emotionale Befindlichkeiten sorgt. Die beiden einzigen Ausreißer folgen interessanterweise direkt aufeinander. „If You Return“ mit LITTLE DRAGON ist ein fein-detailliertes (und recht modern klingendes) Stück Synthie-Hip-Pop, das allerdings wenig später durch den geradezu nervtötenden PRINCE-für-ganz-ganz-Arme-Versuch „Shakedown“ mit KYP MALONE regelrecht konterkariert wird und den Finger schnell zur Skip-Taste wandern lässt. Was folgt ist abermals unaufgeregter, aber leider auch unaufregender Dance-Pop, der wohl ohne die zumindest auf dem Papier imposant anmutende Gästeliste und die dahinter befindliche Person kaum jemanden interessieren dürfte. Beim nächsten Mal wäre definitiv etwas mehr Drive und Mut zu großen Gesten wünschenswert. Wenn es denn überhaupt unbedingt ein nächstes Mal geben muss. Ich käme auch ganz gut damit klar, wenn Sitek weiterhin mit TV ON THE RADIO großartige Musik erschafft, anstatt uns mit einem halbgaren Quasi-Soloalbum wie diesem zu langweilen. Gerade in Zeiten, in denen ein MARK RONSON zum dritten Mal in Folge beweist, wie sowas auch in gut geht.
Tracklist:
1. Groove Me w/ Theophilus London
2. Young Love w/ Katrina Ford
3. Absence of Light w/ Tunde Adebimpe
4. If You Return w/ Little Dragon
5. Shakedown w/ Kyp Malone
6. Communion w/ Karen O
7. Tiger w/ Aku Orraca-Tetteh
8. The Lesson w/ Holly Miranda
9. Apartment Wrestling w/ David Byrne
10. Pink Bricks w/ Ambrosia Nicole Parsley