Wenn eine Band wie MESHUGGAH ein Album mit einem Titel wie „Koloss“ ankündigt, weiß der nach überwalzender 8-String-Pathos-Gewalt lechzende Fan, was er zu erwarten hat. Und er freut sich: Denn auch wenn eine Band wie MESHUGGAH gerne mal als „experimentell“ oder „progressiv“, ja gar als verkopft beschrieben wird, geht es doch letztendlich nur um eins: Um das reine Gefühl. Das reine Gefühl, auf surreale Weise zwischen den Polen Ruhe und Gewalt hin und her geschleudert zu werden. Stimmungen von Weltuntergang und Wiedergeburt aufzusaugen. Jener Fan weiß: Nur ein so unumständlicher, einfacher, aber doch alles umfassender Titel wie „Koloss“ kann beschreiben, was MESHUGGAH in Wirklichkeit verkörpern und ausdrücken. Und deswegen darf er alles erwarten.
Und er bekommt auch alles – auch, wenn es anfangs hin und wieder noch Startprobleme gibt: Der Opener „I Am Colossus“ hat hier und da einige kleine Längen, „Do Not Look Down“ hat einen leicht anstrengenden Beat, der auch gar nicht so wirklich zum Feeling von Band und Platte passen will. Doch dann fängt sich der Song im letzten Drittel durch diese altbekannte, unbeschreiblich atmosphärische Sphärischkeit - und dann lässt spätestens der darauffolgende Song „Behind The Sun“ bereits mit dem Opening-Riff sämtliche Muskeln der Band spielen. Muskeln, die zeigen, dass sich im Grunde nicht viel bei MESHUGGAH getan hat; dass es aber diese Band auf eine schwer zu beschreibende Art versteht, sich doch irgendwie immer wieder neu zu erfinden. Ihr völlig eigenes Feeling immer wieder neu frisch hält.
Jeden Song jetzt einzeln für seine Magie zu loben wäre falsch – zumal es jedem selbst überlassen sein sollte, diese für sich zu entdecken und zu spüren. Nur das Ende des Albums, die den vorigen Stücken noch einen drauf setzt, sollte hervorgehoben werden: Wie schön kaputt „Demiurge“ in aller Gewalt „Koloss“ abschließt, um einen dann in „The Last Vigil“ in einer derartigen Ruhe und einem wahrhaftig innerlich aufsägenden Gefühl von Einsamkeit zurückzulassen – das rundet dieses Album noch mal ganz besonders ab. So darf sich „Koloss“ als weiterer erhabener Teil dieser ausnahmslos monumentalen Diskographie sehen. Jener Fan verneigt sich.
Tracklist:
1. I Am Colossus
2. The Demon´s Name Is Surveillance
3. Do Not Look Down
4. Behind The Sun
5. The Hurt That Finds You First
6. Marrow
7. Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion
8. Swarm
9. Demiurge
10. The Last Vigil