Manchmal gibt es sie. Bands, die wie aus dem Nichts auftauchen und bleiben. Bands, die sowohl für eine gesamte Subkultur, als auch für das persönliche Erwachsenwerden zwei überlebensgroße Werke veröffentlichen. Bands, die so überraschend wie sie kamen, auch wieder gehen. Bands, die nicht zu füllende Löcher hinterlassen. Denn MODERN LIFE IS WAR war so eine Band.
6 Jahre sind seit der plötzlichen Auflösung vergangen. 6 Jahre in einer seelenlosen und immer ignoranter werdenden Szene, die eigentlich immer für das Gegenteil einstand. 6 Jahre, in denen Löcher bestenfalls stabilisiert, jedoch keinesfalls gestopft wurden. Doch nun, 6 Jahre später, wiederholt sich die Geschichte: Eine Band, die wie aus dem Nichts auftaucht und (hoffentlich noch lange) bleibt. Eine Band, die versucht, sowohl für eine gesamte Subkultur, als auch für das Erwachsenenleben, ein weiteres, überlebensgroßes Werk zu veröffentlichen. Denn MODERN LIFE IS WAR ist so eine Band.
Old Fears - new Frontiers schallt es da zum Beginn durch die Kopfhörer und könnte bezeichnender für die letzten Jahre nicht sein. Macht unmissverständlich klar, dass diese Menschen in den letzten Jahren keinesfalls mit ihrem Leben zufrieden waren. Accepting myself, accepting my condition. Avoiding attachment and following my vision. The changes I waited for never came, my struggles of yesterday are my struggles of today macht dann eben genau das im nachfolgenden Lied klar. Macht klar wohin die Reise auf "Fever Hunting" gehen soll und macht vor allem auch klar, dass MODERN LIFE IS WAR zurück sind. Zurück nach ihrem überraschendem Ende, der großen Kritik an ihrem bis dato letzten Album "Midnight In America" und den Lobhudeleien für "Witness". Zwei Alben, die in der Retroperspektive, wohl der größte Einfluss für Fever Hunting geworden sind. Wurden sie auf "Witness" noch für ihre geschaffene Atmosphäre und Texte (zurecht) bis in den Himmel gelobt, war dies keine 2 Jahre später vergessen. Natürlich war "Midnight In America" nicht auf einem Niveau wie "Witness" oder "My Love. My Way." aber war dies überhaupt möglich? Wahrscheinlich nicht. Was damals aber leider nur den Wenigsten auffiel war, dass sie es geschafft hatten eine unfassbar Authentizität in ihre neuen Songs zu bringen. Eine Authentizität, die für einen maßgeblichen Anteil von "Seele" verantwortlich war. Eine Authentizität, die die Songs noch direkter und kompromissloser für den Zuhörer machten. Und eben genau diese Kombination aus Atmosphäre, Texte und Kompromisslosigkeit kann man nun auch auf "Fever Hunting" feststellen. Lieder wie "Media Cunt" oder "Fever Hunting" beweisen das recht eindrucksvoll. Die Kraft, Wut und Schnelligkeit eines "D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S." gepaart mit der Tiefgründigkeit eines "Stagger Lee" sorgen schon früh für die ersten Gänsehautmomente. So könnte Media Cunt auch als das Vorreiter Lied für die eben angesprochenen Ängste und die neuen Hürden gesehen werden. Gewohnt selbst- und gesellschaftskritisch agiert Jeffrey Eaton wie in besten Zeiten und geht mit alles und jedem auf Konfrontationskurs. I suspected you’ve been infected by the diseased discharge of the media cunt. So little room to exist between the honest truth and a crippling worldview. Decadent, begging for pleasure. Like a druggie on a hamster wheel begging for forever - alles gesagt. Schlussendlich gipfelt "Fever Hunting" dann in einem Lied, dass so in dieser Form bedenkenlos auch auf "Witness" seinen wohlverdienten Platz gefunden hätte. Ein Lied, was liebevoll auch als "I’m Not Ready Pt. 2" bezeichnet werden könnte. Nicht nur instrumental erinnert es sehr an das besagte Lied, auch textlich ist es sehr nah an dem damaligen Albumhighlight angelegt: And I'm sorry that it took me so long to find the words to write the song that we can all still truly believe in but I truly believe that we can still start again. (I’m Not Ready) If the fear cripples you and you lose your chance to try again you’ll have to live with your own wasted live. (Find A Way)
Abschließend bleibt also wirklich nicht mehr viel zu sagen. Sie wurden schmerzlich vermisst, sind wiedergekommen und haben vieles bis nahezu alles richtig gemacht. Ob sie damit ein weiteres, überlebensgroßes Werk geschrieben haben, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ihre Daseinsberechtigung, die viele nach der Reunion in Frage stellten, haben sie auf jeden Fall bewiesen. Lang lebe MODERN LIFE IS WAR.