Plattenkritik

Motion City Soundtrack - Go

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 11.06.2012
Datum Review: 14.06.2012

Motion City Soundtrack - Go

 

 

Im wahren Leben zählt, was am Ende des Tages auf dem Tatsachenteller liegt. Bei Justin Courtney Pierre ist das neben einer gefährlichen Affinität für Popsongs vor allem an seine Haarpracht gekoppelt. Auf beide verlässt sich der 36-Jährige Frontmann bereits mindestens genauso lange, wie nach „My Favourite Accident“ das Grinsen ins Gesicht geschrieben stand.


Und weil Pierre somit schon mal zwei Sorgen weniger hat, haben sich er und seine Bandkollegen erst einmal entspannt zurückgelehnt, bevor mit „Go“ wieder das hymnische Aufstehen bedacht werden darf. So flott wie 2003 bekommen MOTION CITY SOUNDTRACK ihre Knochen jedoch nicht mehr in Bewegung: Bei „Timelines“ tänzelt die warme Stimme Pierres so traumhaft und verwunschen, dass die verzerrte Gitarre im Chorus beinahe schon aufschrecken lässt. „Circuits And Wires“ und das anschließende „True Romance“ hingegen schließt sofort jeder ins Herz, dem „My Dinosaur Life“ nicht zu und poliert erschien. Das fünfte Album der Band aus Minneapolis fügt sich fast etwas brav, anständig und flach dem Katalog, der mit „Everyone Will Die“ Nachdenkliches zum Trotzdem-Mitsingen bereithält, „The Worst Is Yet To Come“ und „Son Of A Gun“ als wirkungsvolles Beruhigungsmittel einsetzt und einen der langweiligsten Momente in der Geschichte MOTION CITY SOUNDTRACK´s abdruckt, welcher ausgerechnet auf den Titel „Happy Anniversary“ hört.
Wie ein kleines Kind klammern sich Pierre, Matt Taylor, Jesse Johnson, Josh Cain und Drummer Tony Thaxton vernarrt an ihrem Familienrezept fest: Schamlos übersüßte Gesangsmelodien und die verspielten Keyboards/moog-Sounds Johnson´s, dazu nicht zu hektisch aber auch nicht zu einschläfernd die Drums und tanzbare Gitarren – fertig ist ein Gesamtprodukt, von dem vertraute Soundtrack-Anhänger im Jahre neun nach „I Am The Movie“ weder enttäuscht noch überrascht sein dürften.

„Go“ jedoch ist nicht so freundlich unterfüttert wie „Commit This To The Memory“ und nicht so unverfangen wie „My Dinosaur Life“. Die elf Songs scheinen „angekommener“ – wie der Volksmund die Entwicklung einer Band zu oft entschuldigt. Pierre hingegen foltert seine Frisur noch immer – und schüttelt täglich vor dem Spiegel die dazugehörigen Melodiebögen aus dem Haupt.
Bleibt zu hoffen, dass sich nicht allzu bald graue Haare auf dem Tatsachenteller häufen.

Trackliste:

01 – Circuits And Wires
02 – True Romance
03 – Son Of A Gun
04 – Timelines
05 – Everyone Will Die
06 – The Coma Kid
07 – Boxelder
08 – The Worst Is Yet To Come
09 – Bad Idea
10 – Happy Anniversary
11 – Floating Down The River

Bonus only:

12 – Bottom Feeder
13 – Give Up, Give In
14 – Alcohol Eyes

Autor

Bild Autor

Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.