Plattenkritik

My Education - Sunrise

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Info

Release Date: 25.06.2010
Datum Review: 12.09.2010

My Education - Sunrise

 

 

Filmmusik ist oftmals nervenaufreibend, die Situation des Moments unterstreichend, spektakulär und in den meisten Fällen einfach nur spannend anzuhören. Im Falle von Clint Mansell trifft eigentlich jedes der eben genannten Attribute den Nagel auf den Kopf. Um den guten Herren geht es aber hier gar nicht, jedoch diente er als hervorragender Aufhänger zu einem Review über eine Platte, die sich zum Anfang doch genau in den Gefilden des Filmmusikers bewegt.

Mit „Sunrise“ bringen MY EDUCATION ein Album auf den Markt welches den Spagat zwischen eben Filmmusik, Kitsch, Bombast und Easy Listening hervorragend meistert. Im Besonderen der Opener „Sunset“ (und genau deshalb wurde der Aufhänger gewählt) möchte einen an „Requiem For A Dream“ und dem dazugehörigen Track "Lux Aterna" (welcher mittlerweile leider fast überall genutzt und verhunzt wird) denken lassen. Das Cello, die Geigen, die akustischen Gitarren, zusammen ergeben sie eine Einheit, die einem, ob ihrer Schönheit und zugleich Traurigkeit, die Augen feucht werden lässt. Das hat zeitweise etwas von Folk, dann wieder von Neo-Klassik und ist zu jeder Zeit sehr eigen, aber nie überfordernd. MY EDUCATION legen die Messlatte an ihr Album in nur knapp sechs Minuten so hoch, so dass es jetzt schon schwer werden dürfte, die Erwartungen auch nur annähernd zu erfüllen. Was soll hiernach schon noch kommen?

Weit gefehlt! Denn sie machen Quantensprünge, was sowohl Stil, als auch Rhythmus und Geschwindigkeit angeht. „City Woman“ nämlich bewegt sich eher im düsteren, von Jazz geküssten Film Noir Stil. Langsam, einlullend, hypnotisch, mehr Adjektive braucht es nicht um das Stück zu beschreiben, welches sich unaufhaltsam den Weg in die Gehörgänge frisst. Nach und nach wechselt man etwas den Stil, bis man bei „Lust“ schlussendlich im Orient angekommen zu sein scheint und sich „Oars“ von einem ambienten Nichts in niederschmetternden Bombast entwickelt. Obgleich sie sich davon recht schnell wieder entfernen und zurück finden zum, im Verhältnis gesehen, poppigen Gewand der Folkmusik („Peasant Dance“). Alles rein instrumental versteht sich. Wer braucht schon Gesang, wenn die Musik doch genügend Geschichten erzählt? Ist doch letztlich wie mit den Blicken, die mehr sagen als tausend Worte. Ganz einfach eigentlich. Und immer dabei, diese extreme Instrumentierung, der Mix von klassischen Instrumenten und diesem mehr als treibenden Schlagzeugspiel. Post-Irgendwas-Gewichse könnte man das nennen, oder eben einfach nur Musik für den Freigeist, der sich für etwas besseres hält, als die ganzen Harcore-Affen. So zumindest würde man manche Meinung über solche Musik interpretieren. Dass sie aber auch einfach nur gut und ansprechend sein kann, wird leider oftmals völlig außer Acht gelassen. Schade drum.

Das MY EDUCATION Filmmusik schreiben, beweisen sie dann noch einmal mit „Man Alone“ und dem abschließenden und Rahmen bildenden „Sunset“ welches nahtlos an den Opener anknüpft. Die Nacht vom Sonnenuntergang bis zum -aufgang ist vorüber und der Mensch, der diese Platte rezensierte, ist um ein weiteres Stück Lieblingsmusik reicher. Er freut sich, er grinst und hält sich für einen kurzen Moment für was besseres als all die Hardcore-Affen, er weiß es einfach. Aber insgeheim weiß er noch viel mehr, dass er eigentlich selber so einer ist, der gerne da steht, die Faust in die Luft streckt und im Chor der Masse mitschreit, wenn diverse Recken auf der Bühne stehen. Manchmal eben, wirklich nur manchmal, braucht er Abwechslung und die findet er hier. Das hat nichts mit „Sich-für-was-besseres-halten“ zu tun, das ist einfach nötig. Und ganz ehrlich, Affen, wenn auch rasierte, sind wir doch irgendwie alle.

Tracklist:

1. Sunset
2. City Woman
3. Lust
4. Oars
5. Peasant Dance
6. Man Alone
7. Sunrise

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Alex G.

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