Plattenkritik

My Fictions - Stranger Songs

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Release Date: 01.07.2014
Datum Review: 16.06.2014

My Fictions - Stranger Songs

 

 

Die perfekte Verschmelzung von Chaos, Krach und Gefühlen haben MY FICTIONS nicht erst mit den zehn Stuecken auf "Stranger Songs" für sich entdeckt. Was das Debütalbum der Hardcoreband aus Massachusetts allerdings oft gespentisch gut abrundet, sind ausgerechnet dessen zahlreiche Kanten.

Blödes Wortspiel - Schwamm drüber. MY FICTIONS hätten sicher nicht mal gegrinst sondern in bester CONVERGE-Manier herumgestückelt, so wie es etwa "Postcard" ab Sekunde eins tut. Oder der nicht gerade romantische "Airport Song", bei dem sich Sänger Bryan Carifio nicht zwischen Axt und Taschentuch entscheiden kann. Seine intensiven Texte behalten auf "Stranger Songs" gern die Oberhand, dazu mischen Schlagzeug, Bass und Gitarre postcore-geschwängerte Momente zwischen TOUCHE AMORE oder MODERN LIFE IS WAR mit brachialem Endzeitgewitter. Wieviele Stimmungen und Klangbilder eine dreiminuetige Songstruktur enthalten kann, erklaeren MY FICTIONS zum Beispiel mit "Lower (A Selfish Song): Erst nach einem Einstieg aus voelliger Rastlosigkeit kehren Schwaeche und Verzweiflung in den Song und lassen nicht bloss das Schlagzeug einen Moment lang mit Atemluft im Raum allein. Auch Carifio findet eine ruhige Ecke um sich zu sammeln und das Finale fuer sich zu preparieren.

"Concern" glaettet mit Hintergrundgitarre und geliehener Inhaltserklaerung nur fuer einen Augenblick die Wogen, denen sich der Vierer im Anschluss auf zwei Arten entzieht: Zum einen scheint die schizophrene Zerstoerung wie etwa zu Beginn von "Wake Anxious" der einzige Ausweg aus den Strudeln die die Band oft auffressen zu drohen - auf der anderen Seite lenkt der Nachfolger zu Split-EPs mit THE SADDEST LANDSCAPE oder AVIATOR im richtigen Moment clever und mit erwachsener Instrumentierung ein. "Parking Lot" sammelt sich zu Anfang und ist trotzdem ein ebenso intensiver Moment auf "Stranger Songs" wie der kontrollierte Wutausbruch, der den Song spaeter zwischen atmosphaerischer Wucht und angespitzten DEFEATER-Momenten implodieren laesst. Nicht nur die Wandlungsfaehigkeit sondern vor allem die Intensitaet und der Feinschliff halten "Stranger Songs" in seinen knapp dreissig Minuten im Zaum - trotz seiner duesteren, oft martialischen Art.
Fuer das Finale lassen sich MY FICTIONS hingegen nicht eine Sekunde aus der Ruhe bringen. So entfesselt und geballt wie "Stranger" klangen bis jetzt vielleicht LA DISPUTE in ihren besten Momenten. Tatkraeftige Unterstuetzung eilt nun zum Glueck in Form von "Stranger Songs" herbei.

Trackliste:

01. Mt. Misery
02. Postcard
03. Lower (A Selfish Song)
04. Airport Song
05. Concern
06. Wake Anxious
07. Stubborn
08. Parking Lot
09. Contrition
10. Stranger

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.