Wenn man NECROPHOBIC eines attestieren kann, dann Zuverlässigkeit. Seit 30 Jahren stehen die Schweden für Black/Death Metal, der einen gewissen Qualitätsstandard nie unterschreitet. Selbst zahlreiche Besetzungswechsel, einzige Konstante ist Drummer Joakim Sterner, konnten dem typischen Sound dieser Band wenig anhaben. Man muss schon fast von einer unverwüstlichen Marke sprechen und so klingen NECROPHOBIC auch auf dem neunten Album „Dawn Of The Damned“ vor allem nach NECROPHOBIC.
Zuverlässigkeit alleine kann auf Dauer natürlich auch langweilig werden, weshalb es umso erfreulicher ist, dass NECROPHOBIC auf ihrem neuen Dreher ein wenig aus sich heraus gehen und ihren Sound um ein paar Nuancen erweitern. Zwar bleibt alles im bekannten stilistischen Rahmen, man kann aber durchaus von einem Highlight in der Diskographie der nordischen Satansbraten sprechen.
„Dawn Of The Damned“ entpuppt sich nämlich als Wundertüte voller geiler Melodiebögen und finsterer Harmonien, besonders die beiden 2016 in den Schoß der Band zurückgekehrten Gitarristen Johan Bergebäck und Sebastian Ramstedt dürfen sich richtig austoben. Letzterer zeichnet sich übrigens für das komplette Songwriting verantwortlich und konnte in seiner Rolle hörbar aufgehen. An allen Ecken und Enden kreischen und röhren die Gitarren, es wird mit wahnsinnigem Elan soliert und teils duellieren sich die beiden Gitarristen so schön wie einst Tipton und Downing. All dies fügt sich perfekt in den typischen Schweden-Black/Death-Sound ein und beschert uns Bretter wie die Vorabsingle „Mirror Black“, „The Shadows“ oder das an BATHORY erinnernde „Tartarian Winds“.
Aber auch in Sachen Atmosphäre hat man noch mal eine Schippe draufgelegt, „The Infernal Depths Of Eternity“ gehört sicherlich zum Abwechslungsreichsten und Erhabensten, was NECROPHOBIC je aus dem klaffenden Schlund der Hölle heraufbeschworen haben. „Devil’s Spawn Attack“ wiederum lässt zum Schluss ganz ungewohnt die Teutonen-Thrash-Keule fliegen. Das kommt nicht von ungefähr, hat man sich doch als Gast DESTRUCTIONs Schmier eingeladen, der die Nummer stilecht mit seinen hohen Schreien veredelt. Ruhrpott-Thrash made in Sweden. Cool.
Trotz dieses Abschlusses punktet „Dawn Of The Damned“ wie erwartet weniger mit Überraschungen oder gar so blasphemischen Dingen wie Experimenten. Viel mehr hat die Band ihren ureigenen Stil unter der Leitung von Sebastian Ramstedt ausgelotet und nahe an den Rand der Perfektion getrieben.