Kurt-Fanboys und starker Tobak: NICOTINE NERVES sind die professionelle Vertonung deines kratzigen Rachens am Morgen, nachdem du den Vorabend damit zugebracht hast, Sauerstoff durch Tabakrauch zu ersetzen.
Was dröhnt und röchelt da mitten in der Nacht aus dem ranzigen Proberaum? Zwei skandinavische, retrogeile Jungs und ein energischer, unordentlicher Sound, der den Schnee im Norden wegschmelzen lässt – das ist offenbar die Formel für ein gelungenes Erstlingswerk, neurotische Zustände treffen auf Destruktion. Bereits 2015 ist die EP von NICOTINE NERVES erschienen, nun wurde der Spaß in Form einer 12inch nachgeschoben. Zu Recht, wäre es doch ein Jammer, wenn die beiden in Vergessenheit geraten würden.
Die namenlose EP acht und kracht sich durchs Trommelfell, man mag es quick and dirty. Kaum ein Song erreicht volle drei Minuten, doch das ist unerheblich. Das Werk lebt nicht von Hitgaranten, sondern von einer lückenlosen Stimmigkeit und der durchgängigen Fuck-off-Attitüde, die nur noch dadurch unterstrichen wird, dass bereits der Opener wie zum Beweis mit einem herzlichen Rülpser endet.
Wie könnte sich diese Erfahrung besser beschreiben lassen als mit – man ahnt es kommen – einer Zigarettenmetapher? Man nehme eine große Portion 90’s Grunge, ein bisschen von KURT COBAINS Genuschel, eine schöne Schicht eindringlich-hypnotischen Horror-Punk-Geschredders, drehe alles zusammen und rauche das Ganze ohne Filter. Ja, und wie das in die Blutbahn geht.
Wer sich darauf einlässt, erfreut sich an einer düsteren, unstrukturierten Mische, der aufgekratzte Gitarrenintros und raue, malträtierte Röchelstimmen nur noch den letzten Schliff geben. Die Entzugserscheinungen im Falle eines Nicht-Erwerbs sind vorprogrammiert.
