Zielen, ansetzen, Dosen und Ärsche aufreissen. So in etwa lautet das Konzept Brian Gorsegners, um das dritte Album seiner Band in die Welt hinaus zu tragen. Nach einem sterilen Arbeiterklasseleben und der stürmischen See im drögen bis bodenständigen New Jersey folgt als logischer Ausgleich die Wut. Hier in Form von "Mutiny At Muscle Beach".
Mit Fat Wreck Chords haben die Ostküstler bei den Westküstlern das passende Zuhause gefunden. Denn CJ RAMONE + PEARS : 2 = NIGHT BIRDS. Hier wird kein heisser Brei kommuniziert, höchstens direkt in die Ohrmuscheln der Opfer gekotzt. "I´m Wired" strotzt vor BLACK FLAG- oder CIRCLE JERKS Referenzen und Körnigkeit, trotzdem explodiert die Band hinter Gorsegner nicht bloss in den ersten Sekunden. Die NIGHT BIRDS drücken Surf und Hardcore in ihren Nimmersattpunk, zu "Life is Not Amusement For Me" oder "Lapsed Catholics Need Discipline" endet das mit Melodien unter shreddenden Gitarren und ultranervösem Schlagzeug.
An Ruder und Oberhand überzeugt stets Brian Gorsegne mit vorwurfsvollem Gekeife und knötrigen Hooks, die bei "In the Red/In the Black" gehechelt und gestapelt werden - beim letzten und längsten Song der Platte, dem galanten "Left In The Middle", hingegen von den NIGHT BIRDS zurecht gestreichelt werden dürfen. Im Refrain klingt das eher kalifonisch als manisch, zum Glück bleiben der Pissigkeit und dem Strudel des Alltags aber genug Alternativen: "Blank Eyes" röhrt garagig wie frühe, hyperaktive THE HIVES, der Titelsong liefert perfektes Futter für Minirampe und Circlepit gleichmassen. "Mutiny At Muscle Beach" überlebt gerade mal fünfundzwanzig Minuten lang und logischerweise selten mit Songs jenseits der Zweiminutenmarke. Der Jersey-Vierer allerdings braucht nie auch nur eine Sekunde zu lang oder zu kurz, um Inhalt und Krach zu vereinen, ohne dass das Produkt unterm Strich käsig oder banal klingt.
Mit neuem Schlagzeuger an Bord frönt die hibbelige Band dem "Golden Age Of TV" (inklusive herrlicher "Heil Honey I´m Home"-Quote) und zimmert "King Kong" als extrovertierte "Everybody wants power / Everybody wants fame"- Antwort - womöglich auf OFF!´s "King Kong Brigade". Das klassische verpunkte Surf-Instrumental "Miskatonic Stomp" spaltet die B-Seite kurz vor dem Finale. "Son Of Dad" schleppt sich zunächst epileptisch davon, bevor "Off The Grid" beinahe ein uraltes BAD RELIGION-Demo sein könnte. "Die Leute, mit denen ich mich im Job täglich rumschlage zerstören jeglichen Funken meiner Hoffnung auf Menschlichkeit" erklärt Gorsegner das Zusammenspiel seines Daseins im Kundenservice und des via Punkrock zu verarbeiteten Hasses. Auch ohne diesen wahrhaftigen Hintergrund des Sängers zu kennen klingt der Nachfolger zu "Born To Die In Suburbia" ansteckend, verpestet und aneckend genug.