- Die Rezension stammt von unserem Autor Björn Supplie -
Vier Jahre sind vergangen seit dem Vorgänger „Self Entitled“. In dieser Zeit erschien Fat Mike's Musical „Home Street Home“ und die Band veröffentlichte ihr Buch „The Hepatitis Bathtub And Other Stories“, in dem viele sehr persönliche Geschichten der Bandmitglieder erzählt wurden. So ist auch das neue Album „First Ditch Effort“ als logische Erweiterung dieses Buches zu sehen. Nie hatte ein NOFX-Album solch persönliche und direkte Texte und nie war es musikalisch so vielfältig. Dies liegt sicher auch daran, dass Sänger und Bassist „Fat“ Mike dieses Album erstmals komplett auf Drogen geschrieben und aufgenommen hat.
Man wird beim Hören des Albums sehr oft überrascht von Keyboards, Voice-overs und einem großen Spektrum an Instrumenten und Gastmusikern (unter anderem Brian Baker von Bad Religion, Chris Shiflett von No Use For A Name und Fletcher von Pennywise). Generell wirkt das neue Album wesentlich „durchproduzierter“ und erwachsener als die Vorgängeralben. Doch keine Angst, es ist immer noch Punk und es ist immer noch NOFX. Allerdings ein dunkleres, aber auch experimentierfreudigeres NOFX als man je gesehen (bzw gehört) hat.
Während „Self Entitled“ ein schnelles Punkrock Album war, wurden bei „First Ditch Effort“ schnelle und alberne Songs aussortiert, da man ein ernstes und erwachsenes Album machen wollte. Dies ist auch durchaus gelungen, bei den Songs geht unter anderem um die Abrechnung mit Fat Mikes verstorbenem Vater, dem Tod seines guten Freundes Tony Sly (NUFAN), Mikes Alkohol- und Drogensucht, den Machtmissbrauch der Pharmaindustrie und in „Generation Z“ um das Ende der Menschheit, wie wir sie kennen. Große Themen für ein großes Album.
Man kann auch deutlich erkennen dass Produzent Cameron Webb, mit dem erstmals zusammengearbeitet wurde, eine andere Arbeitsweise benutzte als Bill Stevenson und Jason Livermoore, die die Vorgänger produzierten. Sowohl beim Schreiben der Platte als auch beim Aufnehmen hat man sich wesentlich mehr Zeit genommen, und das hört man. Erstmals wurde auch Gitarrist Eric Melvin in den Songwriting Prozess eingebunden, zudem singt er auf der neuen Scheibe den Opener „Six years on dope“. Auch Fat Mikes Tochter Darla und Tony Slys Tochter Fiona bekamen einen Guestvocal Part in Generation Z.
Dieses Album ist sehr vielfältig, es ist anders als die NOFX Alben davor, und nach dem ersten Durchlauf ist man als Fan zuerst ein wenig verblüfft, vielleicht sogar geschockt, doch mit jedem Durchgang wächst das Album und lässt man sich darauf ein, kann man gar nicht genug davon bekommen. „First Ditch Effort“ ist düster, ehrlich und direkt aber trotzdem „punk as fuck“. Es ist nicht so, dass NOFX nun nur noch Balladen schreiben würden, Songs wie „Six Years on Dope“, „California Drought“ und „I don`t like me anymore“ gehen richtig nach vorne. Wer allerdings ein schnelles Punk Album a la „The longest Line“ oder „War on Erroism“ erwartet, der wird hier nicht fündig. Doch diese Alben kommen aus einer anderen Zeit. NOFX schrieben noch nie zwei Mal dasselbe Album (auch wenn manche Menschen das vielleicht anders sehen) und sieht man die komplette Geschichte und die aktuellen Erlebnisse der Band in jüngster Zeit, so konnte dieses Album nur so werden wie es ist, und auch wenn es klischeehaft klingt , es ist die berühmte „logische Weiterentwicklung“.
Auch nach 31 Jahren und über 350 geschriebenen Songs werden NOFX nicht müde und schaffen es immer noch zu überraschen. Definitive Kaufempfehlung für NOFX Fans und die die es werden möchten!