Nachdem Ex- Muff Potters Nagel bereits den Song „Mein Freund, das Wrack“ auf 320 Seiten zum selber lesen ausgedehnt hat, erscheint der ganze Spaß jetzt noch mit fluffigen Electrotracks unterlegt als Hörbuchausschnittexperimentsdingsbums. 23 Minuten, ein paar Seiten gelesen vom Meister himself. Weil „Ein Abend Wahnsinn“ direkt nach der Buchveröffentlichung so gut als Auskopplung ankam, dachte man sich, dass das sicher auch mit dem Rest gut geht. Total super! NICHT! Das Buch war schon Zahnschmerz mit Brechreiz auf recycelten Zeitungen. Selbstmitleid, -gerechtigkeit, egoistische bis -zentrische Allwissenheit bis zum Anschlag ausgereizt. Ja, man sollte Mitleid haben mit dem armen Protagonisten. Man muss aufpassen, dass man sich nicht auf das selbe Niveau begibt.
Jedenfalls machen es weder Nagels Stimme noch der unterlegte Sound besser. Eher im Gegenteil. Man nehme Beispielsweise „Quality Time“. Das hier rezitierte Kapitel bildet in Roman und Soundversion den Höhe- und Wendepunkt der Geschichte. Natürlich ist die Schilderung der hier dargestellten zweifelhaften „Traumbeziehung“ ganz klar zwischen heulen und lachen anzusiedeln, diese Entscheidung kann man im realen Leben tagtäglich treffen. Aber braucht man so etwas in die Ohren? Nagels Intonation macht es nur noch schlimmer, unterstreicht seinen eigenen Neid oder den des Protagonisten. Wenn man wenigstens den Hauch von Ironie hören würde, aber es klingt alles nur abfällig. Keinerlei Lyrik oder interessante Wortakrobatik. Nur abgedroschene Kalauer. Das ist trotzdem nicht witzig. Das ist... ach, was solls. Worte zum Sound: Dröge, monoton, wenig erheiternd, Rolling Stones winken „Hallo“, zermürbend.
NEW ORDERS „Bizarre Love Triangle“ in Neuinterpretation zum Abschluss doch ein „normaler“ Song. Nagel in Songer/Songwritermanier, als wolle er sich versöhnen wollen. In gebrochenem Englisch... NEIN! Man kann über Musik angeblich nicht schreiben, Nagel kann Literatur nicht singen, aber man kann seinen Namen tanzen. Wenigstens etwas.