Was NEAERA betrifft, so gab es mal (und gibt es) einen recht einheitlichen Konsens: „The Rising Tide Of Oblivion“. Ab dann spalten sich die Meinungen: Ein Teil der Fans des Debüts ist der Meinung, dass danach überhaupt nichts spannendes mehr kam, und mit jedem neuen Album bestätigt sich für sie mehr dieser Abwärtstrend. Andere hingegen heben noch „Armamentarium“ (ich) oder „Let The Tempest Come“ (nicht unbedingt ich) gesondert als weitere Highlights hervor. Zu welchen Lager man sich auch zählt: „Omnicide – Creation Unleashed“ fand fast jeder belanglos. Und spätestens jetzt hat man diese Band aus den Augen verloren, spätestens jetzt sind sie nicht mehr in der vordersten Reihe jener Welle an neuen Bands, welche bei ihrem Metalcore das (Death-) „Metal“ weitaus größer schreiben als das (Hard-) „Core“. NEAERA backen ihre eigenen, kleinen Brötchen – die ganz großen backen mittlerweile andere. Umso wichtiger ist „Forging The Eclipse“: Es entscheidet darüber, wo NEAERA nach all den kontroversen Nachfolgealben zu platzieren sind.
Stilistisch hat sich nicht viel getan: Spätestens seit den letzten beiden Alben sind NEAERA im Death Metal angekommen – mit den walzenden BOLT THROWER und den rohen Melodiegewitter AT THE GATES als große Vorbilder. Hardcore-Parts gibt es eigentlich keine mehr, dafür schielen NEAERA wie viele andere Genrekollegen mittlerweile hin und wieder auch gen Black Metal („Eight Thousand Sorrows Deep“). Aber immerhin klingt das alles wieder etwas spannender als auf „Omnicide…“, und generell lässt sich „Forging The Eclipse“ überraschend gut durchhören. Die wirklich großen Momente alter Tage fehlen jedoch, und das ist eben das bezeichnende der ganzen Sache: NEAERA sind – zumindest auf Platte - nur noch diese ganz nette kleine Metalcore-Band aus Münster die unbedingt Death Metal spielen möchte, und sie sind im Grunde überfordert mit der Aufgabe an ihre Erstwerke, geschweige denn ihre Vorbilder heranzureichen. Sie machen gute, unterhaltsame Musik, lösen aber nicht mehr diesen „Wow“-Effekt aus, wegen welchen man sie auf keinen Fall mehr verpassen dürfte. NEAERA sind nun eine Band die von ihren restlichen Fans lebt, machen nun Alben die man sonst vielleicht mal mitnimmt wenn man sie billig bei Müller findet, die aber in der Szene eigentlich längst kein Gewicht mehr haben. Gewiss werden sich ab hier wieder die Meinungen spalten. Gewiss ist „Forging The Eclipse“ immer noch besser als unzählige andere Alben in diesem Bereich. Dass NEAERA aber vorerst ihre besten Tage hinter sich haben werden wohl die wenigsten leugnen.
Tracklist:
1. The Forging
2. Heavens Descent
3. In Defiance
4. Eight Thousand Sorrows Deep
5. Arise Black Vengeance
6. Rubikon
7. Sirens Of Black
8. Certitude
9. Exaltation
10. Tyranny Of Want
11. The Prophecy
12. And To Posterity A Plague