Gut vier Jahre ist es nun her, seit NIGHTWISH mit einer neuen Sängerin quasi einen Neustart gewagt haben. Schon auf „Dark Passion Play“ ging der Weg der Finnen immer weiter in Richtung Bombast – viel mehr, dies noch mit Tarja Turunen am Gesang der Fall war. „Neu“-Sängerin Anette Olzon vermochte es zwar nicht in den Höhen zu Singen, wie ihre Vorgängerin, lieferte aber auf ihrem Debüt mit NIGHTWISH eine bravouröse Leistung ab und konnte die meisten Zweifler überzeugen.
In diesen Tagen erscheint das siebte Album von NIGHTWISH - das zweite mit der Schwedin am Gesang. Schon vor der Veröffentlichung gab die Band bekannt, dass sie noch einen Schritt weiter gehen, klassische Elemente noch besser mit ihrer Musik verknüpfen wolle. Dies war kaum vorzustellen, denn schon „Dark Passion Play“ war im positiven Sinne aufgeblasen und opulent.
Mit „Imaginaerium“ haben NIGHTWISH es jedoch geschafft, noch eine Schippe drauf zu legen. Seien es die detailliert gestalteten Arrangements oder die vielfältigen Gesangsspuren – teilweise klingt das neue Werk der Finnen wie eine kleine Metal-Operette. Wem NIGHTWISH schon immer ein Dorn im Auge waren, den wird wohl auch „Imaginaerium“ auch nicht bekehren. Alle anderen bekommen jedoch mit Songs wie „Ghost River“ oder „Scaretale“ facettenreiche Kost, die im Bereich des symphonischen Metals ihresgleichen sucht. Wie schon auf den letzten Alben ließ es sich Hauptsongwriter Tuomas Holopainen auch dieses Mal nicht nehmen einen überlangen Track zu komponieren. Bei „Song For Myself“ handelt es sich aber nur in der ersten Hälfte um ein Lied im klassischen Sinne. Danach kommen Freunde und bBekannte der Band zu Sprache, die eine Gedicht des Amerikaners Walt Whitman vortragen. Darüber hinaus befinden sich natürlich auch einige geradlinigere Nummern, wie „Storytime“ oder „I Want My Tears Back“, auf „Imaginaerium“, die jedoch auch nach häufigem Hören noch kleine, neue Details für den Hörer bieten.
Insgesamt ist der Schritt, den NIGHTWISH zwischen „Dark Passion Play“ und „Imaginaerium“ gemacht haben nicht so groß wie der von „Once“ zu „Dark Passion Play“. Es ist eher Arbeit im Detail. Kleine Verbesserungen, die einem erst nach mehreren Durchläufen richtige bewusst werden. Die Produktion ist trotz der vielen Spuren fantastisch und bietet jedem Element genug Raum.
Mit „Imaginaerium“ stärken die Finnen eindeutig ihre Marke und zeigen konkurrierenden Bands erneut eindeutig auf, wer die Maßstäbe im Genre setzt.