Plattenkritik

No Friends - Dto.

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Release Date: 28.09.2009
Datum Review: 17.10.2009

No Friends - Dto.

 

 

Einmal MUNICIPAL WASTE plus dreimal Ex-NEW MEXICAN DISASTER SQUAD macht unterm Strich keine Freunde. Ist das jetzt zombifizierter Thrash-Rumpelhardcore? Eher nicht. Man orientiert sich am alten SST-Sound und lässt ab und zu die Sonne rein.

Der Bandname ist da natürlich Statement, wenn man schon latent mit der dem Punk eigenen „Don’t care“-Haltung kokettiert. Auch NO FRIENDS bedienen den althergebrachten Themenkanon in einer fast schon drollig anmutenden Naivität: Ob blinder Konsumismus ('Material Addiction'), die dem Nine-to-five-Jobber unterstellte Leidenschaftslosigkeit ('Have You Ever Heard Of Aspirations?') oder die Abwesenheit von Meinung in Zeiten, in denen keine Meinung haben gleichzusetzen ist mit Nichtsexistenz ('Sans Opinions'), hier wird wenig ausgelassen. Allerdings: Es passt. Zu Songs, die ebenso ein Auge haben auf das Dröhnen, das Feedback, den kurzen Moment wie auf Melodik, die man in dieser nerdigen Form auch von den DESCENDENTS kennt. Und Tony Foresta ist nicht seit gestern erst authentischer Anhänger des originären Hardcore-Sounds, bringt seine am Alltagsfrust geschulte Wut entsprechend unaffektiert auf den Punkt. NO FRIENDS sitzen somit gewissermaßen zwischen den Stühlen. Auf der einen Seite der kurze, spontane Hass (so wurde dieses Album auch aufgenommen) auf der anderen des Gefühl zumindest ein wenig das Beste daraus zu machen. Ihr bevorzugtes Stilmittel: Sarcastic Relief. Wie jetzt? Kennt keiner?! Aufgepasst: Wenn Arnie sich mitten im Urwald, in dem irgendwo an Bäumen gehäutet die Kollegen seiner Spezialeinheit baumeln, schlammbesudelt und den weißen Hass in den Augen, im Angesicht des Predators noch ein „You’re one ugly motherfucker!“ rauspresst: Comic Relief. Wenn sich Bruce Willis mit zerschnittenen Füßen, blutgetränktem Feinrippunterhemd und diversen Cuts über dem Auge noch ein „Yippie-Ya-Yeah Schweinebacke“ abringt: Comic Relief. Wenn die Typen von NO FRIENDS es mal wieder nicht fassen können, welch groteske Bahnen das Leben (ihres und das der anderen) wieder einschlägt: Sarcastic Relief. Eine gute Strategie, um mit dem ganzen Scheiß (Leben) irgendwie klarzukommen, ohne beständig von den Männern in den weißen Kitteln abgeholt zu werden oder dem ahnungslosen Bankmanager in wutschnaubender Entgleisung mit seinem Blackberry eins überzubraten. Im Kern sind solche Menschen (NO FRIENDS) ja immer ganz doll pazifistische Menschen. Das wissen wir. Dazu passen dann auch an einigen Stellen gesetzte überharmonische „Ooohs“ und „Aaahs“ oder das kurze Anreißen der mitreißenden Hymne ('Loaded Question'). Allzu dezidierte Antworten auf drängende Fragen des Lebens darf man natürlich nicht erwarten. Nur: Wann hat uns (Hardcore-)Punk schon mal konkrete Antworten auf existenzielle Fragen geliefert? Eben….


Tracklist:

01: Set In Your Ways
02: Never Ending Fight
03: Broken Windows
04: Have You Ever Heard Of Aspirations?
05: We’ve Got No Friends
06: Sans Opinions
07: Black Hearse
08: Material Addiction
09: Clean Up Crew
10: Loaded Question

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René

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