Das berüchtigte kalifornische „laid-back“ Gen ist in deutschen Breitengeraden bekanntermaßen eher sparsam zu verzeichnen. Dabei machen es einem diese (Ex-)Vagrant-Legenden einmal mehr nur zu deutlich vor: 6 Songs in 7 Jahren – da kann doch keiner meckern. Und wer schon um die Jahrtausendwende zu Nummern wie „The Waiting Hurt“ oder „Celebrate“ abgeschluchzt hat – schon gar nicht.
Jeff Hershey (nebenher nun auch als Swing-Entertainer beschäftigt), Jeremy Palaszewski und Co. haben vielleicht nie „offiziell“ das Handtuch geworfen, aber als überaus aktive Band kann man NO MOTIV aus dem Küstenörtchen Oxnard seit anno 2004 eher weniger betiteln. Umso wertvoller kommt da ganz ohne Trara und mögliches Reunion-Geschwafel die „Winterlong“–EP daher, ein Ensemble von Stücken, die nach „Daylight Breaking“ exemplarisch an den melancholisch-melodischen Sonnenuntergangspunkrock des südkalifornischen Quartetts anschließen. Mit „Beginning From The End“ und „Once Again Sundays“ kehren die hallenden Drums um die streichelnd ausfüllende Stimme Palaszewskis aus dem Nichts zurück – „Dead As The Day“ haucht so pragmatisch, dass „Emo“ wieder brav zur Musikrichtung bekehrt und „Diagram For Healing“ wieder in die Tagesplaylist aufgenommen werden will.
In der Gegenwart setz(t)en NO MOTIV zwar nicht auf die poppige Oberschule wie bei z.B. „Get A Life“ – dafür klingt „Winterlong“ intensiv und organisch zugleich. „Deathwish“ fällt mit eher kratziger Rockproduktion etwas aus dem Rahmen, beschließt aber zeitgemäß und beispielhaft die mit knapp fünfundzwanzig Minuten Spielzeit recht lange EP. Die frühen Verfechter des „Vagrant-Sounds“ setzen mit den neuen Stücken insgesamt also mehr auf Detail als auf Schmackes, trotzdem schallt hier zu 100% NO MOTIV aus den Boxen – und zum Glück kein blankpolierter, neunmalkluger oder haarsträubender Versuch, sich jenseits von „laid-back“ und den „guten alten Zeiten“ zu behaupten oder gar wegspülen zu lassen.
(Bereits 2011 auf CD + digital via Sound The Siren veröffentlicht - ab 6.März dann limitiertes Vinyl auf Black Numbers!)
Trackliste:
1) Beginning From The End
2) Bled
3) Once Again Sundays
4) Dead As The Day
5) In You
6) Deathwish