Plattenkritik

No Shame - Ironing Day

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Release Date: 05.02.2010
Datum Review: 30.01.2010

No Shame - Ironing Day

 

 

Auch wenn es manchmal den Anschein haben mag: Selbst in Finnland läuft nicht alles anders. Nicht einmal musikalisch. Wenn der letzte Weihnachtsbaum aus dem Fenster geworfen ist und es selbst mit der Weltherrschaft des Humppa noch etwas dauern mag, dann plagen einen eben auch mal ganz irdische Probleme. Dann wird auch die Musik bodenständiger.

NO SHAME können davon nicht nur ein Lied singen. Auf „Ironing Day“ sind es zwölf an der Zahl. Und allen globalisierungskritischen Ansätzen zum Trotz: Inspirieren lässt man sich dann doch vorwiegend in Übersee oder bei den skandinavischen Nachbarn. PROPAGANDHI kommen einem ebenso in den Sinn wie MILLENCOLIN. Das heißt im Klartext, dass einen auf dem fünften Album des Quartetts aus dem verschlafenen Salo melodischer, treibender und mit ordentlich Schmackes inszenierter Punkrock erwartet.

Krachig produziert schlägt einem schon der Opener „Better drunk than part of the machine“ (mehr Punk geht schon im Titel kaum) ein ziemliches Brett um die Ohren. Zurückhaltung scheint die Sache der Band nicht zu sein und so überlässt man auch den Gesangsposten nur ungern einer einzelnen Person, sondern bestreitet insbesondere die Refrains am liebsten im Chor, was definitiv die schlechteste Entscheidung nicht ist. Kann man sich alles ganz hervorragend live vorstellen und in dieser Situation dürfte sich die Band, die sich nach Eigenaussage dem DIY-Gedanken durch und durch verpflichtet sieht wohl auch am wohlsten fühlen.

Ob man dann allerdings zwingend einen Song wie „Light of my life“ spielen wird, darf angezweifelt werden. Der Versuch, mal einen Gang zurück zu schalten und eine regelrechte Ballade einzuspielen will beim besten Willen nicht aufgehen, gerät stattdessen sogar leicht peinlich. Glücklicherweise bleibt dies der einzige Schwachpunkt des Albums und so trotz einer Länge von fast fünf Minuten gerade noch so erträglich.

Was darauf folgt kann man durchaus als ein Paradebeispiel dafür sehen, wie man ein Punkalbum spannend gestaltet. Sei es das poppige „Message“ oder das Hardcore-lastige „Tenderized“: sowohl qualitativ, als auch von der Abwechslung her bleiben kaum Wünsche offen und ANTI-FLAG würden wohl nicht nur ihre Noam Chomsky-Bücherwand verkaufen, wenn sie dafür nochmal einen Song wie „Time“ schreiben könnten. Und selbst das abermals fast fünfminütige „Rock'n'Roll Overdose“ funktioniert prächtig, da hier eben nicht mit dem Konzept „Powerballade“ geliebäugelt wird, sondern stattdessen das ausgedehnt wird, was die Band ohnehin schon formidabel beherrscht: eingängige Songs schreiben, ohne belanglos zu wirken oder den nötigen Drive vermissen zu lassen.
Manchmal braucht es eben auch nicht mehr.

Tracklist:

1. „Better drunk than part of the machine“
2. „Born in submission“
3. „Empty promises“
4. „Faceless life“
5. „Light of my life“
6. „Message“
7. „Tenderized“
8. „Like a bullet“
9. „One by one“
10. „Time“
11. „Rock'n'roll overdose“
12. „Fuck the system“

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Manuel F.

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Eher so der Kumpeltyp.