Aua, aua. Dieser Lärm. Und diese Scherzkeks-komm-raus-Bandfotos. Und immer dieses schlechte Wetter. Und überhaupt. Sei´s drum. Das Leben geht weiter. Auch für eine Handvoll Dudes aus einem tristen Vorort von Philadelphia.
Denn spätestens sobald die Bläserfraktion Einzug in den Proberaum von NO SUCH NOISE! erhält, glitzert nicht nur die Welt von Mitch Guedon, Joe Fuscia, Alex Dart, Ben Schroader und Drummer Tom Crone – ganz New Jersey scheint auf einmal in die heile Welt der Neunziger zurückbefördert worden zu sein: Bis zur weichen Einstimmungszeile „It used to take a long time...“ in „Two Years And 25 Cents“ plagt die Unwissenheit, dann jedoch klärt der Himmel schneller auf, als man „Ska!“ sagen kann. Nach dem 2010er „Worst Birthday Ever“- Release kommt das Quintett mit fünf neuen Songs ums Eck, die die gute Laune früher NEW FOUND GLORY ins Gesicht und die Tanzwütigkeit der MIGHTY MIGHTY BOSSTONES auf die Fahne geschrieben haben.
„Cold Slide“ sticht mit Sonnenbrille auf das Bierfass an und bereitet sich auf den Circlepit im Chorus vor, bevor „Sluts“ weiter zwischen poppigen Hooklines und trockenen Offbeat-Strophen rumdoktort – und mit mindestens einem Auge stark in Richtung FALL OUT BOY schielt. NO SUCH NOISE! brauen dennoch einen frischen und wohlschmeckenden Drink voll cleverer Licks und nostalgischem blut zusammen – vorausgesetzt, es liegt beim Konsumenten keine Allergie gegen Bläser oder Ska-Rhythmik vor. Produzent und Mitkasper John Browne (BRIGHT & EARLY) hat sich dem Haufen aus Sicklerville vertrauensvoll angenommen und steuert zum Opener direkt einige Guestvocals bei, die das warme und runde Organ Guedon´s immitten der rasanten Skatecore-Anläufe höchstens noch perfektionieren. Aber nicht nur lustig Kuchen backen ist auf „Life Goes On“ an der Tagesordnung – mit „West Chester“ hantieren auch Emotionen und Ernsthaftigkeiten zwischen Gitarrenmelodien und Trompetenbridge – und schaffen beinahe eine Art gutherzigen bis magischen Moment, der an die vielen Open-Air-Tour-Lineups inmitten der späten Neunziger zurückdenken lässt.
Einer Zeit, in der die Scherzkeks-komm-raus-Bandfotos noch das allgegenwärtige Tagesgeschäft waren. Oder es in Sicklerville noch heute sind.
Trackliste:
1. Two Years and 25 Cents
2. Lexi Walker
3. Cold Side
4. Slutz
5. West Chester