Plattenkritik

Nothing - Guilty Of Everything

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Release Date: 28.02.2014
Datum Review: 22.02.2014

Nothing - Guilty Of Everything

 

 

Shoegaze ist bekanntlich nicht neu und durchstreift bereits seit Jahrzehnten die weiten Pfade der Musikkultur. Auch NOTHING aus Philadelphia haben sich dem Vertonen von halldurchtränkter Theatralik verschrieben und offenbaren der Welt mit „Gulity Of Everything“ ihren ersten Longplayer.

NOTHING sind so etwas wie der weiße Fleck auf der schwarzen Weste von Relapse, denn das Quartett hat so wenig mit Metal zu tun, wie MORTICAN mit Synthiepop. Und dennoch teilen sich beide Bands ein und dasselbe Label.
Doch NOTHING sind längst keine Unbekannten mehr. Der Hauptgrund findet sich in der Person Domenic Palermo. Dieser ist einigen vielleicht noch als Fronter der HC Band HORROR SHOW bekannt. Jener Palermo, der im Angesicht einer Auseinandersetzung keinen Ausweg fand, als diese mit einem Messer zu beenden und dafür einige Jahre in den Knast wanderte. Und dieser verändert - wie man oft liest.
Nach seiner Entlassung und einer Auszeit fand Palermo den Weg zurück auf die richtige Spur und auch den Weg zu Gitarrist Brandon Setta, um mit diesem gemeinsam das Projekt NOTHING mit Leben zu füllen. Es folgte die EP „Downward Years To Come“ auf dem HC-Label A389 Records und nun, gut anderthalb Jahre später, das Relapse Debüt „Guilty Of Everything“.
NOTHING teilen eine hörbare Liebe für Bands wie SLOWDIVE und MY BLOODY VALENTINE. Sie schwärmen für ausschweifende, harmoniesüchtige Gitarrenwände und erbauen damit nicht selten energiegeladene Atmosphären. Sie zelebrieren Songs voller Sehnsucht, Fragilität und Tragik. Dabei schöpft das Quartett seine Energie meist im Midtempo und feuert seine effektbeladenen Gitarren in die unendlichen Weiten. Tief im Hall vergraben, die sensible nach Hoffnung flüsternde Stimme Palermos. Dabei stecken NOTHING jedoch niemals so tief im kitschigen Pathos wie Palermos Deathwish Parallele DEATH OF LOVERS.
Würde man zur nächst denkbaren Schublade greifen, wäre dort eine Mischung aus naiven SMASHING PUMKINS und den Schotten von GLASVEGAS zu finden. Gräbt man jedoch nach den Wurzeln des HC, die bei NOTHING ja anscheinend den Hype ausmachen, müsste der geneigte Hörer noch eine Dekade weiter zurückblicken. Denn wer sich Mitte der Neunziger nicht mehr mit der Vorschule beschäftigte und, wie Palermo wahrscheinlich auch, bereits mit der Gitarrenmusik des Untergrunds vertraut war, wird feststellen, dass NOTHING eine unbestreitbare Nähe zu den großen Namen der spätneunziger Emoszene aufweisen. Songs, wie das wunderbare „Hymn To Pillory“, hätten damals perfekt auf ein Tape zwischen Songs wie „Gloria“, „Calm Americans“ oder „Nickel Wound“ gepasst. Noch verblüffender ist jedoch die musikalische Ähnlichkeit zu KILL HOLIDAY, die damals auch aus der HC Institution UNBROKEN hervorgegangen sind und so ein ähnlichen Lebenslauf wie NOTHING vorlegen können.
Fakt ist, an NOTHING werden sich die Geister scheiden. Zum einen ist „Guilty Of Everything“ voll von packenden Momenten und großartiger Atmosphäre. Auf der anderen Seite aber auch gespickt mit verstaubten Zitaten und ab und an gar mit klanglichen Banalitäten. Wo also die Hippen mangels Alternativen schon längst den nächsten Hype bejubeln, winken die Veteranen nur gähnend ab. Andere wiederum nutzen einfach nur den „Triggereffekt“ und greifen nach „Guilty Of Everything“ zum Plattenregal, um sich an ihren Schätzen zu erfreuen. Die Wahrheit findet sich also wie immer in der Mitte.

Trackliste:
01. Hymn To The Pillory
02. Dig
03. Bent Nail
04. Endlessly
05. Somersault
06. Get Well
07. Beat Around The Bush
08. B&E
09. Guilty of Everything

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Mulder

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