Airmax-Metal geht weltweit und immer noch. OBEY THE BRAVE sind renommierte kanadische Vertreter und mittlerweile ein gern gesehener Wanderzirkus in Sachen Hardcore mit gesunder Feier- und Moshgarantie. "Oh, mad season - it's just begun, we lost all reason" darf demnach nicht zu woertlich genommen werden.
Der Nachfolger von "Salvation" aber enthaelt sich groesstenteils jeglicher Ueberraschungen. "On This Ice" spult ein lauwarmes A DAY TO REMEMBER-like Intro runter, anschliessend begeistert der Track mit kaum etwas anderem als seiner plastischen Produktion und seinem vorhersehbaren Arrangement. "On Our Own" klammert sich an Punkrock und Old School Brett, zumindest bis Frontmann Alex Erian die kraftvolle Dynamik der Strophe mit einem kargen Grundschul-Refrain verhaftet. Nein - FIRST BLOOD oder PARKWAY DRIVE schwimmen der Band aus Montreal nicht meilenweit davon, wenn es um Poesie vs. Abriss geht. Erstere aber haben die spielerische Power schlicht mit Loeffeln gefressen, letztere hingegen sind in Sachen Songwriting und Mischverhaeltnis einfach stetig in Richtung Zenit unterwegs. Zu "97 Again" mischen Erian, die Gitarristen John Campbell und Terrence McAuley, sowie Basser Cory Wilson und Schlagzeuger Stevie Morotti viel Pop unter ihren Stadioncore - dieser macht daraufhin schon deswegen mehr Sinn, weil es sich zum besungenen Inhalt so richtig schoen in Highschoolzeiten schmoekern laesst.
"Les Temps Sont Durs" klingt mit seinen gaenzlich auf franzoesisch gehaltenen Lyrics beinahe noch unschuldiger als der weiche Refrain von "Drama" in dessen sehr aehnliches, abgegriffenes Schema sich spaeter auch das sonst ueberwuchtige "Feed The Fire" einreiht. Wer sich bereits jetzt auf die Impericon-Tour 2022 freut, dem/der ist mit "Mad Season" sicherlich vorerst sinnvolle Hilfestellung geboten. Andere erfreuen sich an den benannten "Keep it simpel, keep it real"-Momenten oder am kontrastreichen Einstreuer "RIP", eine Rap-Rock-Collaboration mit den Kollegen von LOUD LARY AJUST, die an eine Mischung aus HOLLYWOOD UNDEAD und IAM erinnert. Das voellig ueberschwemmte Genre, welches OBEY THEY BRAVE mit mittlerweile drei Alben in fuenf Jahren Bandgeschichte mitgestalte(te)n aber hat definitiv mehr zu bieten wenn es um Schmuckes statt nur Schmackes geht.