Manche Dinge brauchen einfach Zeit und Reife, bis sie ihr Potenzial völlig ausschöpfen können. Das ist bei Bands nicht anders. So geschehen bei O'BROTHER aus Atlanta, die mit ihrem dritten Album endlich das erreichen, was viele den „kreativen Höhepunkt“ nennen.
Gut zehn Jahre sind O'BROTHER als Band aktiv und haben in dieser Zeit bereits einige Ep´s und zwei Alben unters Volk gebracht. Dank ihrer vergangenen Zusammenarbeit mit Bands wie THRICE oder BRAND NEW sollten O'BROTHER auch hier zulande einigen Postrock Liebhabern bekannt sein. Das Problem, welches das Quintett bislang immer umgab, war die Kopflastigkeit ihrer Musik. Alben, wie das Debüt „Garden Window“ (2011) oder das nachfolgende „Disillusion“ (2013) bargen zwar in sich immer wieder einige sehr gute Songs, waren insgesamt gesehen aber dann doch zu sperrig und nur schwer zugänglich. Ihr neues Werk „Endless Light“ wirkt da anders. Sicherlich spielen O'BROTHER auch hier alles andere als Popmusik und das ist auch wirklich gut so, aber es umhüllt seine Zuhörer mit einer Wärme und Vertrautheit, die einen nicht mehr los lassen will. Was sich mit „Slow Sin“ ganz langsam und mächtig, mit ausufernden Gitarren, tiefem Bass und ganz simpel strukturierten Drums aufbaut und dann in der leichten Stimme von Tanner Merritt fort fließt, ist nur der Beginn von etwas ganz Großem. Zwar möchte man all der Herrlichkeit aufgrund der vergangenen Alben nicht ganz vertrauen, so folgt mit „Your Move“ aber ein Song, der eine gewisse Ewigkeit in sich beheimatet. Besser hätten auch die bereits genannten THRICE zu ihren Bestzeiten Postrock nicht definieren können. Spätestens von da an ist „Endless Light“ eines dieser Alben, die man nicht mehr missen möchte. Schwer zu sagen, ob es an seiner Tiefe, der perfekten Instrumentalisierung oder den immer wiederkehrenden Momenten der Ruhe und Besonnenheit innerhalb der Songs liegt. Aber auf diesem Werk haben O'BROTHER zum aller ersten Mal nur das gemacht, was für den jeweiligen Song am besten ist. Sicherlich scheint sich das Quintett im zurückgelehnten Tempo etwas besser aufgehoben fühlen. Was aber keinesfalls als Kritikpunkt zu sehen ist. Es ist eine der Stärken von O'BROTHER und von „Endless Light“, den Songs innhalb des ruhigen und bedächtigem Tempos mehr Raum zur Entfaltung zu überlassen, was besonders in Nummern wie „Burn“ oder dem mächtigen „Bloodlines“ spürbar ist. Auch ist die bereits in der Vergangenheit offenbarte Nähe zum Sound von RADIOHEAD etwas, was dem Gesamtbild von O'BROTHER eine gewisse Besonderheit verleiht, was im Albumfinale „Realm Of The Physical“ noch einmal großartig ausgespielt wird. Und natürlich allen voran Tanner Merritt und seine warme Stimme, die in gewissen Augenblicken an Geddy Lee von Rush erinnert.
Wo man auch ansetzen mag, „Endless Light“ ist einfach ein Album, welches sich O'BROTHER über die Jahre hinweg hart erarbeitet haben. Es ist ein Album voll emotionaler Höhen und Tiefen und mitreißend bis zum Schluss. An dieser Band kann man von nun an nicht mehr vorbei sehen.