In der Bank arbeiten Halstaetowierte, Fussgaengerzonen-Punker sind die neuen Yogalehrer und Metalcore regiert die Charts. So weit, so gut 2018.
Unzaehlige Touren, der Tot von (Band-Buddy) Chester Bennington, die Reflektion und vergangene Tage der "The Flood"-Era: OF MICE & MEN haben ihr Mitgliederkarusell unter Kontrolle gebracht und sich im Studio eingenistet. Die Kalifornier stellen mit "Defy" ein kompaktes statt ueberraschendes Ergebnis vor. Begleitet von bulliger Produktion schieben sich "Instincts" oder "Unbreakable" in die Mitte des Raumes, bereit diesen ohne zu fragen einzunehmen. Die Werkzeuge dafuer: Moderner Metal, hymnische Alternativerock-Momente und eine Prise Arena - zumindest beim Grossteil der zwoelf Songs. OF MICE & MEN bestaetigen mit ihrem fuenften Album Wachstum und Erfahrung in Sachen Songwriting und Arrangement. Der Opener und Titelsong ist Headbang-Medizin fuer Pubertierende und Hurricane-Festivalbesucher zugleich. Einfach, aber catchy. Aber einfach. Mit einem Pop-Mosher wie "Back To Me" sind nicht mal mehr die Schwiegereltern zu beeindrucken und auch das PINK FLOYD-Cover von "Money" koennte jenen eher gefallen als ihnen einen Schrecken einzujagen. "Sunflower" ist die schlechtgelaunte Version von 30 SECONDS TO MARS aber steht wegen seiner Aufrichtigkeit nicht hinten an. "Vertigo" will und kann sich nicht entscheiden: Pommesgabel oder Engtanz?
"Defy" macht so in seiner Gesamtheit eine gute Figur, denn vom Riffangebot bis zu den weltumarmenden Choeren sind OF MICE & MEN so agil und stabil wie nie zuvor - obwohl es sich beim neuesten Output der Band aus Orange County um das erste Release nach dem gesundheitsbedingten Ausscheiden von Austin Carlile handelt. "Warzone" und die Abschlussballade "If We Were Ghosts" bilden schoene Kontraste auf einer Platte, die keineswegs nach Neufindung oder Kompromiss klingt - eher nach eine Balance aus Halstattoo und Albumcharts.