Plattenkritik

OK KID - Zwei

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Info

Release Date: 08.04.2016
Datum Review: 11.04.2016
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Blüte dieser Zeit
2. Ich kann alles
3. Gute Menschen
4. Es ist wieder Februar
5. Bank
6. 5. Rad am Wagen
7. Bombay Calling
8. Wisch & Weg
9. U-Bahnstatiion
10. Kaffee Warm Part 3
11. Euforia
12. Erinnert

OK KID - Zwei

 

 

„Bis ich aufschlag' beweis' ich, dass ich flieg'“ (Ich kann alles)

Beweisen müssen OK KID gar nichts mehr. Schon längst sind sie im Rap bzw. Pop Business angekommen. Auf jedem Festival begegnen einem Menschen mit OK KID Jute- bzw. Sportbeutel, T-Shirt oder Pulli. Als JONA:S gegründet, als OK KID durch die Decke gegangen. Platz 43 in den Charts, unzählige Festivalbuchung und ein ausverkauftes Konzert nach dem anderen.

Nun kommt nach „OK KID“ also „Zwei“. Das berühmt, berüchtigte schwere, zweite Album nach dem gefeierten Debüt. Geht der Höhenflug weiter oder folgt der Absturz? Das Musikbusiness ist, vor allem im Pop, hart, auch wenn den Jungs das zweite Album vielleicht, nach all den EPs und Single Auskopplungen, etwas leichter fallen dürfte, als so manch anderen Bands.

Die 3 Gießener haben ihren ganz eigenen Stil und mixen dabei Indie Sounds mit Rap und Pop Musik. Dass OK KID keine klassischen Rapper (mit Goldkette und breitem Kreuz) sind fällt einem nicht nur äußerlich, sondern (aufmerksamen Hörern) auch schon beim Bandnamen auf, der sich aus den Alben „OK Computer“ und „Kid A“ der Band RADIOHEAD zusammensetzt. Milder, nachdenklicher, alles ein wenig relaxter. Sänger Jonas Schubert verliert sich nie. Weder in purer Aggression, noch in ehrlicher Trauer. Im Gegenteil. Er wirkt gefasst, abgebrüht, relaxt, als ob er alles unter Kontrolle hat und ihn das beinahe langweilt. Sein Flow ist eigen, anders, gut. Das Wiedererkennungsmerkmal, das bei Castingshows immer so sehnlich gesucht wird, hat Jonas Schubert und damit auch OK KID.

Allem voran geht die erste Single Auskopplung „Gute Menschen“, die die Entwicklung von Deutschlands (ehemaliger) Mitte dermaßen auf den Punkt bringt.

„Weiche Strafen für gewaltbereite Ausländer: No Go
Nein, sie sind keine Nazis, auch sie trinken Kaffee Togo
[…]
Mit Deutschlandfahnen schwenkend durch die Straße gehen
Alles nur gut gemeint aus Angst um ihre Blutsbrüder
Sie sind das Volk, alles nur besorgte Wutbürger
Stammtischmodus: Jetzt wird laut diskutiert
Schwarz, Rot, Grün, alles wird graumeliert
[…]
Und wenn im Sportlerheim die erste Strophe erklingt
Und das Brüderlein singt, ist das überhaupt nicht schlimm
Niemand schiebt hier irgendjemand ab,
Alle lieben Aydin Döner, beste Sauce der Stadt“

OK KID zeigen dass sie mehr können als Liebeslieder zu schreiben und Sportbeutel zu designen. Sie können auch ernste Themen ansprechen, die vielleicht nicht jedem Pop-Hörer auf Anhieb gefallen. OK KID ziehen ihr Ding durch, egal ob dabei ein Pop-Refrain, ein Polit-Song oder ein hartes Rap-Feature rausspringt. Und das gefällt.

"Zwei" ist ein wirklich gutes Pop-Album. Fett produziert und von vorne bis hinten genau durchdacht. Aber, wie der Name schon sagt, eben auch ein Pop-Album, dass auf die Masse zielt. 

Autor

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Janik E.

Autoren Bio

Janik E. // 24 // love music. hate fascism.