Plattenkritik

OPERATION CHERRYTREE - Scum And Honey

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Info

Release Date: 24.11.2017
Datum Review: 17.11.2017
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Nighthike In The Woods
2. The Dawn
3. Generation Fear And The Rats
4. Colourful Bird
5. Black Is Back
6. Kings And Crowns
7. That Is True
8. Blurring Shadow
9. Minus Hero
10. Today
11. Operation Cherrytree
12. The World Is Too Fast

Band Mitglieder

 

Wyno (vocals)
Sieks (guitars)
Jansen (bass)
CH (drums)

OPERATION CHERRYTREE - Scum And Honey

 

 

Das Schicksal führte sie zusammen. Die Freundschaft führte mich zu ihnen. Sie offenbarten sich mir das erste Mal abends in einem engen Büroraum, eingepfercht zwischen Wänden, die sonst nur das Vibrieren des Arbeitstaktes spüren. An diesem besagten Abend empfingen sie jedoch den Hall einer Band, die sich undefinierbar OPERATION CHERRYTREE nannte, sie empfingen etwas, was sich nicht in Genres eingrenzen lässt. In mir wurde damals ein Feuer entflammt, was nach einigen weiteren Live-Auftritten wild um sich schlug und sich mit „Scum And Honey“ in einen Backdraft entlud.

Wobei ich zugeben muss, dass es etwas befremdlich klingt, wenn „Scum And Honey“, ohne die vier Protagonisten live auf der Bühne unmittelbar zu erleben, die Kopfhörer verwöhnt. Doch ich behaupte, dass mit den ersten Klängen des superb von Björn Eric Brodner im 7Klang zu Bielefeld produzierten Albums deutlich wird, dass hier keine vom Leben unbefleckten Kids für die 12 Episoden verantwortlich waren, sondern gestandene, technisch hochgradig versierte Recken eine Fügung des Schicksals nutzten, um zusammen ihren kreativen Aderlass aufzufangen. Sie haben viel erlebt. Sie haben sich gefunden. Sie haben viel zu erzählen. Und das Gemeinsame wurde gemeinsam zu einer musikalischen Sprache gebündelt.

Dabei ebnet der Bandname zusammen mit dem Coverartwork von Dani Hofer (Archetype Design) den Weg. Vielschichtig, doppeldeutig, ansprechend, sinnlich und vor allem der Interpretation zugänglich. Der Lebensbaum steht Pate für die inhaltliche Ausrichtung, „Scum And Honey“ ist ein Querschnitt durch die Leben von Wyno, Sieks, Jansen und CH, die das aktuelle Weltgeschehen jedoch in ihre Gedankengänge mit einfließen lassen. Dabei fühlt sich das Quartett pudelwohl zwischen den Stühlen, lässt sich musikalisch schwer respektive gar nicht einordnen (hier die für das Review verwendeten Tags: <<Operation Cherrytree>><<Indie Rock>><<Alternativ Rock>><<Seattle Attitüde>>Blues Rock>><<Hard Rock>>) und besetzt somit eine Nische. Sie klingen nicht modern aber auch nicht altbacken, sie sind durchaus hart, aber irgendwie auch nicht Metal, sie agieren melancholisch, um dir im nächsten Augenblick den Hammer in die Fresse zu hauen. Trotz dieser fehlenden Schublade klingen sie durchweg griffig, immens homogen und verstehen es, ihre Gefühlsschwankungen in äußerst volatile Songstrukturen zu transferieren, die kurz gefasst das Auf und Ab des Lebens wiedergeben.

Einen Seelenstriptease ganz besonderer Art zelebriert Sänger Wyno, der sämtliche Regionen seines Stimmbandes bemüht und fast schon als viertes Instrument fungiert. Er durchlebt die Setlist und kann als singender Geschichtenerzähler deklariert werden, der nicht nur vom Liebesbriefschreiben zu berichten weiß. Aber das Leben ist auch viel zu vielschichtig, so dass die Interpretation durch ihn als Ausrufezeichen hinter die ohnehin schon grandiose Vorstellung gedacht werden muss. 

Mal ehrlich: Wieviel neue 0815-Albumerscheinungen spülen jeden Veröffentlichungsfreitag an unserer musikalischen Ärschen vorbei? Erfrischend unkonventionelles Vorgehen muss mit der Lupe gesucht werden. Aber mit OPERATION CHERRYTREE und ihrem „Scum And Honey“ seid ihr endlich fündig geworden, wenn ihr auf der Suche nach musikalischer Seele seid!      

 

 

 

 

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Clement

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Ich fühle mich zu alt