Kein Mut zur Lücke: Nachdem seine Vorgängerbande aus persönlichen Gründen von der weiteren Vermarktung farbenfroher Oversizeprints und dem Anstacheln weltweiter Moshpits absah, hängte Alex Erian das Mikrofon gar nicht erst zum Durchtrocknen auf die Leine. „Get Real“. „Time For A Change“. Passt. Kanada, Erians Heimat, bietet reichlich Toleranzfläche für ausgeleierte Weißheiten, die unter Mucki-Metal drapiert immerhin Epitaph Records noch ein Handzeichen wert sind.
Mit „Young Blood“ wird zunächst Mut gemacht: Die Death Metal-Einflüße aus DESPISED ICON-Zeiten sind nahezu gestrichen, das Core-Kürzel gehört stolz in den Ausweis gestempelt. „It Starts Today“ und „Self Made“ reißen die Hoffnung schnell an sich: OBEY THE BRAVE empfehlen sich, zwischen rastloser Doublebass und vorhersehbaren Breakdowngewittern in gut dreißig Minuten ihre Metalcore-Klassenarbeit nachzuschreiben. Abschreiben und dreist reinrufen ist ausdrücklich erwünscht. „Live And Learn“ wartet nach aggressiver Gesamtnote, den notorischen Melodieansätzen und – für´s authentische Gefüge – stimmigen Gangvocals in jener Ecke vom Schulhof in die es nur die angesagten und mutigen Dudes schaffen. Auch „Unstoppable“ hält sich dort auf: Kurz vor der großen Pause bäumt sich der Song auf um sich gemäß zu behaupten - auch wenn Erian und sein Gefolge aus u.a. Mitinitiator John Campbell (Ex- BLIND WITNESS) eigentlich aus reiner Herzensangelegenheit an OBEY THE BRAVE und ihrem Debütalbum interessiert sind...
„Young Blood“ hält schnell und gekritzelt einige Antworten auf, die zwischen den handfesten Vocals und der rücksichtlosen Instrumentierung nicht am seelenlosen Produkt vorbeirauschen. Das wirkt schnell lieb-, noch schneller einfalls- und am Ende ziemlich trostlos.
Scott Vogel , der sich bei „Get Real“ kurzzeitig im Klassenraum blicken lässt, grüßt freundlich und herausstechend mit mehr „Hardcore-“ als „Metal“-Anleihe, dann wollen sich Campbell und Greg Wood (Gitarre), Drummer Stevie Morotti, Miguel Lepage (ebenfalls Ex-BLIND WITNESS, Bass) und Erian wieder aufs modernere Zermalmen und Moshen konzentrieren.
Der ausbleibenden Lücke bleiben die Kanadier treu – lediglich ein befreiendes Gitarrensolo („Time For A Change“) und die digitale Interlude „Grim“ bieten kurzerhand Zeit, mal zwischendrin auf die Uhr zu schauen oder einen Schluck zu trinken. Abitur machen andere, Studieren wiederum werden Dritte. Bei OBEY THE BRAVE reicht es immerhin zum kurzfristigen Klassenclown-Dasein.
Trackliste:
01. Lifestyle
02. Is Starts Today
03. Self Made
04. Live and Learn
05. Garde La Tete Froide
06. Grim
07. Get Real
08. Time For A Change
09. Unstoppable
10. Early Graves
11. Burning Bridges