Ich halte diese Idee für vollkommen bescheuert: Zerbröseln wir die Tracks doch in einzelne Fragmente, die irgendwo zwischen 0:05 und 2:01 Minuten dauern. Somit erhalten wir dann eine Trackanzahl von 99 Stück und der Herr Rezensent kann dann zwar nicht mehr sagen, welcher Teil zu welchem Song gehört und das Hören wird auch zur Last. Das ist genauso dämlich wie 'Water Marked CDs. Man sollte solche Sachen den Labels um die Ohren hauen und sie zwingen ein Album unter derartigen Umständen fünfmal hintereinander anzuhören. Die Band kann jedoch nichts dafür und gerade bei OBSCURA haben wir eine Band, bei der sich nicht nur bekannte Musiker von den damaligen kontrovers gehandelten PESTILENCE und NECROPHAGIST tummeln, sondern vor allem wegen der gigantischen Songs, die das Quartett ab April auf US und Kanda Tour im Vorprogramm von CANNIBAL CORPSE live vortragen werden. COSMOGENESIS - die Wiederauferstehung vergangener Tage, die glorreiche Helden hervorbrachte, wie den unvergesslichen CHUCK SCHULDINER und seine multi-komplex-Deathmetal-Band DEATH oder Kapellen wie MORBID SAINT und CARCASS. Auf dem derzeitigen Markt erfreuen sich THE HUMAN ABSTRACT, BETWEEN THE BURIED AND ME oder THE RED CHORD zurecht großer Beliebtheit, aber der Geist früherer Zeiten wie ihn DEICIDE immer noch zu versprühen wissen, fehlt eben. Es sind nun mal Bands aus einer anderen Zeit. Nachdem SCARIOT mit 'Momentum Shift' (2007) einen Knaller landeten, werden OBSCURA den Weg der alten Weisen weiter gehen.
COSMOSGENESIS ist ein Album, dass nicht nur jeder Deathmetal Fan besitzen sollte, sondern auch Freunde jüngerer Bands, die oben genannt werden, und im Grunde jeder, der auf extreme und zugleich komplexe Musik abfährt. Seitenweise könnte man sich hier nun auslassen über wechselnde Tempi, ein abstraktes und großartiges Songarrangement, welches zwischen einzelnen Stil-Epochen hin- und herwandert und dabei Altes mit Neuem verknüpft. Die Gitarren, die sich neben denen der Jazzmetaller ATHEIST behaupten können, lassen jedes Saitenherz schneller schlagen. Das Bass-Spiel von Jeroen Paul Thesseling, das zusätzliche (dis)Harmonien in die Stücke mit einfließen lässt, erinnert an Steve DiGiorgio Fretless Sound satt. Das Drumming ist erste Sahne, hervorstechend und nimmt sich dann doch wieder in einzelnen Passagen zurück. Gesanglich gibts hier das Todesblei um die Ohren gezimmert: Growls, Tenor-Gekeife und mit Midrange-Screams fein, fein und sogar einen kleinen Ausflug in klare Gesangsgefilde funktionieren (ich vermute es ist der Song 'Choir of Spirits') ganz kurz und subversiv, nicht dass bei einzelnen jetzt eine Metalcore-Paranoia überhand nimmt. 10 Songs, die musikalisch auf höchstem Level anzusiedeln sind und ganz ohne Breakdowns (trotz aller offensichtlicher, stilistischer Verweise auf die frühen, wilden 90er und späten 80er) dennoch modern klingt. Ein Brückenschlag der Gezeiten; eben eine Cosmosgenesis. Danke Obscura!
Tracklist:
1. Anticosmic Overload
2. Choir of Spirits
3. Universe Momentum
4. Incarnated
5. Orbital Elements
6. Desolate Spheres
7. Infinite Rotation
8. Noosphere
9. Cosmogenesis
10. Centric Flow