Bei ONKEL TOM braucht nicht um die Ecke gedacht werden, beim Ruhrpottoheim ist der Verstand auszuklinken und das Hirn auf Mitgröhlen zu stimmen! Er möchte eigentlich nicht zum Saufen ermutigen, tut es dann aber mit „Nunc Est Bibendum“ doch.
Zehn Jahre nach seinem letzten ONKEL TOM Alleingang weist SODOM Sänger / Bassist / Aushängeschild Tom Angelripper auch anno 2011 trotz Besetzungswechsel an den Drums und am Bass darauf hin, dass seine Possen schmauchende Band eine eben solche ist und es sich nicht um eine one man show handelt. Verändert hat sich einiges im Lager des sympathischen Ruhrpott Recken, so finden sich auf dem neuen Album erstmals zahlreiche Eigenkompositionen unter den 15 Songs. Auch steht die Abwechslung mehr denn je im Vordergrund, als roter Faden schlängelt sich der Arsch tretende Punkrock durch „Nunc Est Bibendum“. Ziemlich hart sind sie stellenweise geworden, so darf Tom’s langjähriger Gitarrengefährte Alex Kraft einige formidable Thrash Riffs verbraten oder überzeugt durch diverse Metalsoli. Auch wird es angenehm düster, wenn wie auf „Bier“ ein CELTIC FROST’scher Hauch wütet. Die Stimme des Onkels überzeugt durch Facettenreichtum, einen solchen Spagat in der Tonleiter hat er die letzten Jahre wohl nicht turnen müssen wie auf diesem Album.
Da alle weitläufig bekannten Sauflieder in der Vergangenheit bereits durch ONKEL TOM verwurstet wurden, müssen jetzt andere Ideen her. Deshalb ist wohl eine Ode an Tom’s Idole Lemmy / Bon Scott („Lemmy macht mir mut“ / „Bon Scott hab ich noch live gesehen“) angestimmt, das deutsche Reinheitsgebot in „1516“ besungen und Kölsch in „Drink doch ene met“ getrunken / gesungen worden. Völlig hilflos in Bezug auf passende Texte mutet weiterhin noch Lied Nummer 13. an, denn eine Lobhudelei auf das Wacken Open Air ist irgendwie mehr filler als killer.
Wie auch immer, der Alkohol wird augenzwinkernd in Form von Songs verabreicht und Abstinenzler, die sich nicht jedes Wochenende zulöten, dürften so ihre Schwierigkeiten mit „Nunc Est Bibendum“ haben. Musikalisch ist ONKEL TOM jedoch ein solides Album gelungen (das schön Dreck fressend punkig vom ehemaligen SODOM Gitarristen Andy Brings produziert wurde), dass streckenweise die letzten SODOM Songs in den Schatten stellt und immer wieder den Kopf in den Nacken wirft, ohne dass dabei der Inhalt eines Bierglases in den Rachen gelangt…
Tracklist:
1. Nunc est bibendum
2. Wenn der Zapfhahn kräht
3. Auf immer und ewig
4. In Junkers Kneipe
5. Format C
6. Bier
7. Wie das Glas in meiner Hand
8. Lemmy macht mir Mut
9. Bon Scott hab ich noch live gesehen
10. Schade, dass man Bier nicht ficken kann
11. Ich hab Dich zum fressen gern
12. Ein Heller und ein Batzen
13. Auf nach Wacken
14. 1516
15. Drink doch ene met