PAPA ROACH halten sich seit Jahrzehnten konstant und erfolgreich im Heavy-Alternative-Bereich. Angefangen als Nu-Metal-Band (wir erinnern uns an DEN Trendsettersong „Last Resort”) ebneten sie ihren Weg durch mehrere Genre-Bereiche hindurch. Am 19.05.2017 erscheint nun die neue Platte „Crooked Teeth” – ein Album, das zurück zu den Ursprüngen der Band geht. Vor allem sind es Rap-Elemente, der absolute Ohrwurmcharakter sowie die einprägsamen Hooklines, die sich auf der Alternative-Rock-Platte garantiert mehrmals vorfinden lassen.
„Crooked Teeth” stellt das neunte Studioalbum der Amerikaner dar, am 24.04. erschien hierzu das offizielle Musikvideo zu „Help”. Geschrieben und aufgenommen wurde die Platte in Hollywood. Gerade die überragende Raptechnik von Frontmann Jacoby Shaddix sowie die brachiale Live-Energie, die PAPA ROACH zu Tage trägt, prägen den Stil der Platte. Nicht unwesentlich an dieser Entwicklung beteiligt waren die Produzenten Nicholas Furlong und Colin Brittain, beide selbst Fans und aufgewachsen mit der Musik der Band.
Kommen wir zu den Songs. Der erste Track „Break The Fall” beginnt langsam und atmosphärisch mit einem Cello im Hintergrund. Nach und nach setzen die Gitarren ein, der erste Rappart beginnt. Ab 0:56 ballert es dann in gewohnter PAPA ROACH-Manier. Die Hook prägt sich sofort beim Hörer ein – man ahnt, wohin die Reise geht. Gerade der Wechsel zwischen den zurückgenommenen instrumentalen Parts und dem „All In” zusammen mit den Vocals ist bezeichnend für die vorherrschende Dynamik. In der Bridge wird es zwischenzeitlich wieder getragener. Allerdings auch nur so lange, bis sich der Song erneut hochschaukelt und es gewohnt aus den Boxen scheppert. Warum der Entschluss fiel, bewusst viele Rapparts in die Platte zu integrieren, beantwortet Bassist Tobin Esperance: „Jacobys lyrischer und melodischer Stil war bereits seit Anbeginn im Jahre 1993 stetig präsent. Jacoby wird von den Leuten mit Punkgeschrei, melodischem Gesang, der sich mit spitzzüngigem Rap vermischt, verbunden. Hört euch „Last Resort” an! Ich finde, dass das einfach spannend ist und eben auch mehr Spannung für uns als Band erzeugt. Außerdem denke ich, dass wir das sehr gut machen – das unterscheidet uns wohl auch von anderen Bands.”
Weiter geht es mit „Crooked Teeth”: Alternative Rock mit treibenden Drums, einen Bass-Drop gibt es obendrauf. Am 13.02.2017 erschien hierzu das punkig angehauchte Musikvideo.
Beim dritten Song der Platte, „My Medication”, glänzt Jacoby Shaddix mit seinen Rapkünsten in den Strophen. Neben der einprägsamen Hook im Refrain bietet dieser Song ebenfalls Energie vom allerfeinsten. Zur Frage, wie lange der eigentliche Schreibprozess verglichen mit dem Recording dauerte, äußerte sich Tobin folgendermaßen: „Der Songwritingprozess dauerte insgesamt nicht länger als zwei Monate. Wir kamen von Anfang an gut voran. Das ursprüngliche Releasedatum wurde allerdings ein paar Mal nach hinten verlegt, weil wir unter anderem auf Tour waren. Das wiederum gab uns im Nachhinein die Möglichkeit, ein paar kleine Schönheitskorrekturen vorzunehmen. Wir verbrachten ungefähr einen Monat in unserem eigenen Studio bevor wir Colin und Nick trafen. Zusammen gingen wir unsere Ideen durch und verwendeten dann auch die Hälfte dieser Ursprungsgedanken für das Album. „Born From Greatness“ entstand beispielsweise vorrangig durch Colin und Nick, auch war unser guter Freund Jason Evigan daran beteiligt.”
„Born For Greatness”: Es geht groovig weiter, auch hier beginnend mit Rap gefolgt von Chören, die sich hin zum Prechorus in Geballere verwandeln. Mag im ersten Moment flach klingen, fügt sich aber außerordentlich gut ein. Es groovt den ganzen Song hindurch, hier wurden außerdem Elemente aus Hip-Hop und Dubstep verbaut. Andersartig und dennoch passend: Typisch PAPA ROACH eben. Das könnte meiner Meinung nach auch ein Song werden, der zwischendurch in der Disco gespielt werden kann.
Die Rede war von einer schnellen persönlichen Verbindung zwischen der Band und den Produzenten. Wie viel Einfluss Furlong und Brittain auf die Platte hatten, da sie ja auch selbst Fans von PAPA ROACH sind, beantwortet Tobin wie folgt: „Ihr Einfluss war episch. Wir hatten eine komplett andere Ausgangssituation als die letztendliche Fassung, die mit den beiden entstand. Nachdem wir „My Medication” gemeinsam kreierten, entschlossen wir uns kurzerhand dazu, das komplette Album mit Nick und Colin zu produzieren. Das war wirklich kollaborativer als alles andere, das wir bisher gemacht hatten. Wir vertrauten den Jungs und würdigten auch ihre Ansichten, gerade weil wir so viel gemeinsam hatten.”
Bei „American Dream” wird es politisch. Shaddix äußert sich als bekennender Pazifist: „Mein Vater ist Vietnam-Veteran und viele dieser Soldaten kehrten in ein Land zurück, in dem man sie nicht wieder in die Gesellschaft aufnahm oder sich über die Wirkung, die Krieg auf die Psyche hat, nicht bewusst war […]. Posttraumatische Belastungsstörung und der Zerfall amerikanischer Familien sind Themen, mit denen ich selbst umgehen musste und von denen ich weiß, dass sie auch andere betreffen. Vielleicht ist es das, was diese Platte tatsächlich mutig macht: Als es darum ging darüber zu schreiben, was mich bewegt, gab es nichts, was tabu war.” (Head Of PR)
In „Periscope” bekommt man Gastgesang von Skylar Grey zu hören. Dieser Song hat absoluten Balladencharakter. Auch bei „Sunrise Trailer Park” gibt es ein Hip-Hop-Rock-Mashup mit Machine Gun Kelly als Gast.
„Help” wurde in einem Major Key geschrieben und hat trotz alledem dunkle Lyrics, die in antithetischer Position zueinanderstehen. Zusammen mit dem Musikvideo mag das zuerst ein wenig verwirrend erscheinen. Tobin äußerte sich dazu mit folgenden Worten: „Der Track „Help” stellt die perfekte Gegensätzlichkeit eines Songs dar. Ich liebe Songs, die fröhlich klingen, eigentlich aber sehr traurig sind, wenn man sich in die Lyrics einliest. […] Das Hasenkostüm stellt eine Metapher dar, zu der sich die Leute ihre eigene Konklusion bilden dürfen.”
„Traumatic”, der vorletzte Song der Platte: Klingt auch irgendwie traumatisch, Disharmonien werden bewusst eingestreut. Neben der Emotionalität und der vorherrschenden Melancholie vermittelt der Track neben Energie vor allem einen sehr bezeichnenden Chorus.
Im letzten Song „None Of The Above” fallen Sätze wie etwa „Everybody’s fucked up of the beat. The words are in our mouths but we don’t speak” oder „Take me to church ‘cause I’m blessed with a curse.” PAPA ROACH mieden noch nie schwierige Themen und verweigerten sich schon immer jeglicher Zensur.
Nun, welche Reaktion erwarten sich PAPA ROACH von ihren Fans? „Wir erwarten uns grundsätzlich gar nichts, ich hoffe aber, dass die Leute eine gewisse emotionale Verbindung zur Platte herstellen können. Liebt oder hasst es, uns ist das egal. Ich bin mir allerdings sicher, dass die Leute etwas damit anfangen können. Wenn du mich fragst, ist das Album unbestreitbar gut – und mir gefällt wirklich nicht Vieles. Die Energie ist nicht zu leugnen. Die Geschichten sind wahr. Die Platte ist authentisch und echt.”, so Bassist Tobin.
„Crooked Teeth” zeigt, dass PAPA ROACH auch nach so vielen Jahren relevant geblieben sind. Obwohl sehr viele musikalische Stilrichtungen miteinander verwoben wurden – oder vielleicht gerade deswegen – sind sie sich und ihrem Sound treugeblieben. Mit sieben Shows im Herbst touren PAPA ROACH auch durch deutsche Städte. Von September bis Oktober 2017 sind die Jungs in Hamburg, Berlin, München, Ludwigsburg, Fürth, Offenbach und Oberhausen unterwegs. Tickets können ab dem 19.05.2017 via myticket.de erworben werden.