Plattenkritik

PARKWAY DRIVE - Reverence

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Info

Release Date: 04.05.2018
Datum Review: 03.05.2018
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Wishing Wells
2. Prey
3. Absolute Power
4. Cemetery Bloom
5. The Void
6. I Hope You Rot
7. Shadow Boxing
8. In Blood
9. Chronos
10. The Colour Of Leaving

Band Mitglieder

 

Ben "Gaz" Gordon – drums
Luke "Pig" Kilpatrick – rhythm guitar
Jeff Ling – lead guitar
Winston McCall – lead vocals
Jia "Pie" O'Connor – bass guitar

PARKWAY DRIVE - Reverence

 

 

"Ire" bedeutete 2015 zwar nicht unbedingt einen kompletten Neuanfang für PARKWAY DRIVE, zumindest aber eine stilistische Neujustierung. Man bewegte sich weg vom breakdownlastigen Metalcore der ersten fünf Alben und arbeitete allgemein eher mit typischen Rock- und Metal-Songstrukturen. Dazu wurden außerdem Elemente aus New Metal und Crossover ins Soundgerüst integriert, es gab stadiontaugliche Refrains und sogar eine waschechte Ballade. Summa summarum fielen die Veränderungen zwar nicht so extrem aus wie im selben Jahr bei BRING ME THE HORIZON oder zuletzt bei CALLEJON und ASKING ALEXANDRIA, Kritik gab es aber besonders von Metalcore-Puristen trotzdem zur Genüge. PARKWAY DRIVE zeigen sich davon offensichtlich nach wie vor wenig beeindruckt, denn mit "Reverence" knüpfen die Australier genau dort an, wo sie mit "Ire" aufgehört haben.

 

Nach kurzer Spoken-Word-Einleitung eröffnet "Wishing Wells" das Album zwar noch ziemlich rabiat mit treibendem Riff-Stakkato und einem an SLIPKNOT erinnernden Durchdrehteil am Ende, das folgende "Prey" zieht aber schon deutlich andere Saiten auf. Hochmelodische Leads und ein überaus hymnischer Chorus lassen vermuten, dass die letzte WHILE SHE SLEEPS auch an den Jungs aus Byron Bay nicht spurlos vorbeigegangen ist. "Absolute Power" kann man dagegen getrost als legetimen Nachfolger zu "Crushed" vom Vorgängeralbum bezeichnen, schlägt die Nummer mit bedrohlichem Groove und sich langsam zu wütenden Shouts hochschraubendem Sprechgesang doch sehr deutlich in eine ähnliche Kerbe.

 

"Cemetery Bloom" funktioniert mit überwiegendem Spoken-Word-Anteil und spärlicher Instrumentierung am ehesten als eine Art überlanges Interlude und mutet zugegeben etwas ziellos an. Ganz anders "The Void", das sich mit einem extrem catchy Grundriff und Stadionrefrain sofort im Gehör festsetzt. "Vice Grip" anyone?

Beim etwas weniger eingängigen, aber ebenfalls sehr melodischen "I Hope You Rot" experimentieren PARKWAY DRIVE dann mit eingestreuten Kirchengesängen; doch keine Angst, in GHOST oder gar POWERWOLF verwandeln sich die Herren deswegen nicht.

 

"Shadow Boxing" kommt mit Rapeinlagen, Pianobegleitung und Streichern trotz üblicher Riffgewalt ein wenig zu glatt daher, allerdings überrascht Winston McCall mit angenehm tiefem Klargesang. Auch "In Blood" ist zwar durchaus solide Kost, im Vergleich zum restlichen Material aber etwas unspektakulär. Doch auch hier muss man wieder einmal die grandiose Gitarrenarbeit zwischen sattem Groove und unverschämt eingängigen Leads loben; Luke Kilpatrick und Jeff Ling haben sich in den letzten Jahren in der Tat zu einem Axtschwingerduo par excellence gemausert.

 

Der mächtig in die Beine gehende Stampfer "Chronos" dreht dann zum Schluss nochmal ordentlich auf und PARKWAY DRIVE dürften damit problemlos ganze Festivals in Hüpfburgen verwandeln, bevor sich die beiden Gitarrenhelden in der zweiten Hälfte des Songs zum letzten Mal so richtig austoben dürfen. Damit hätte man das Album beenden können, hat man aber nicht. Zum Abschluss gibt es nämlich mit "The Colour Of Leaving" noch eine melancholische Ballade oben drauf, bei der Winston McCalls überraschend zerbrechlicher Gesang nur von minimalistischem Gitarrenspiel und dezenten Streichern begleitet wird. Ein für PARKWAY DRIVE sehr untypischer Song, der aber durchaus als atmosphärischer Ausklang funktioniert.

 

Wie eingangs schon erwähnt setzen PARKWAY DRIVE den auf "Ire" eingeschlagenen Weg konsequent fort. Statt dem nächsten großen Sprung haben die Australier ihren Sound allerdings eher verfeinert und besonders im melodischen Sektor kleine Experimente gewagt. Ihre Identität haben sie sich dabei weiterhin bewahrt, die Musik ist nach wie vor voller Energie und das bevorzugte Mittel der verbalen Kommunikation ist immer noch der Shout, doch man blickt eben über den Tellerrand und probiert sich aus.

Etwas zu kurz kommen diesmal leider ein paar richtige Nackenbrecher für den Pit, wie es sie auf dem Vorgänger zumindest noch in Form von "Dying To Believe" oder "Dedicated" gab. Wer mit "Ire" also schon so seine Probleme hatte, der wird vermutlich auch mit "Reverence" nicht unbedingt glücklich werden, umgekehrt können sich Freunde der stilistischen Öffnung von PARKWAY DRIVE erneut über ein wunderbar abwechslungsreiches modernes Metalalbum freuen.

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.