Eine der schlaueren Entscheidungen in der gerade einmal zweijaehrigen Geschichte von PEARS war sicherlich die Umbenennung (beziehungsweise Neuformierung). Die geisteskranken Showeinlagen Zach Quinns und den brachialen Highspeed-Punkrock will doch niemand ernsthaft "The Lollies" schimpfen.
Jetzt aber ist Jetzt: PEARS haben es in dieser kurzen Zeit nicht bloss ueber den grossen Teich und in die klitschnassen Herzen zahlreicher hungriger Hardcorepunkjuenger geschafft. Auch haben sie im Dauerlauf ihr Debut-Rerelease bei Fat Wreck gefeiert, dem jetzt mit "Green Star" eine Ladung fluessiges Beton obendrauf gekippt wird. Keine Angst vor dem Kindergeburtstag im Intro: "Hinged By Spine" macht ohne Umwege ein Fass auf, aus dem auch PROPAGANDHI oder A WILHELM SCREAM sofort mitsaufen wuerden. Mike Supina - Gitarrist letzterer - konnte nicht abwarten und tat dies direkt im Studio, wo er eh beim Soundtuefteln behilflich war. "I Love My Kennel" hat sich das Stelldichein gemerkt und schlaegt komplexe Haken in den chaotischen Hardcorepunk. Direkt im Anschluss zeigt auch "Anhedonia" kein Erbarmen und knueppelt sich mit Witz und Finesse um den Verstand. Quinn trumpft weiter mit unberechenbarem Gekreische und festen Melodien gleichermassen und zieht so Parallelen zu "Go To Prison". Rar jedoch sind diese, denn die Band aus New Orleans erfaehrt auf "Green Star" einen gigantischen Schritt nach vorne.
Im Losdreschen und Abrechnen sind PEARS mittlerweile Meister, "Cumshots" mit astreiner Effektsirene oder das oldschoolige "The Flu" dienen als Beweismaterial A. Was die Weiterentwicklung des Vierers anbetrifft, zeigt Beweismittel B auf: Im Titelsong treffen hektisches Geriffe und weich gefeilte Hooklines aufeinander und verschmelzen gespenstisch angenehm miteinander. "I wanted to save you / I haven't the strength to save us both / I want to be near you / This ship is now miles out from my coast" darf bereits fuers Faustrecker-Treppchen 2016 vorgemerkt werden. Kaum zu fassen, dass "Bug Aware" gleich im Anschluss aus dem selben Guss stammen soll. Neunzig Sekunden brachialer Hardcore und der Schlachtrufrefrain "No god! No hope!" fuehren die zweite Halbzeit an, in der sich Quinn nicht bloss doppelt als Pianist zeigt. Mit "Snowflake" wartet ein weiterer Hit, der es sich im Naehkaestchen der Ziehvaeter aus New Bedford bequem gemacht hat. Eine Abklatschplatte ist "Green Star" aber noch lange nicht. "Cloverleaf" laesst pruefen, ob nicht versehentlich die neue PURE LOVE-Single aufgelegt wurde - dann erklaert die Schizophrenie den Popeinschub schnell fuer begraben. Zwar schafft es "Green Star" nicht ueber die 30-Minuten-Marke - PEARS aber entschaedigen auf ganzer Linie mit einem sehr viel liebevolleren Artwork als zu ihrem Debut und Schoenheiten wie "Doorbell". Nur eine weitere von insgesamt sechzehn schlauen Entscheidungen.