Zum Glueck definieren sich PLAGUE VENDOR mehr ueber den Output ihrer Heimatstadt als ueber die modische Justierung ihrer ebenfalls dort ansaessigen Plattenfirma. So klingt auch "Bloodsweat" angenehm zugedrogt statt unnoetig aufgehuebscht.
Die Band aus Whittier, einem eher unschoenen Stadtteil von Los Angeles, braucht die funkelnden Billboards in der Ferne nicht. Und auch keinen Gitarrenunterricht. Auf dem Nachfolger zu "Free To Eat" spricht einzig die Tradition, die sich die Herren selber auf den Leib geschneidert haben. "Ox Blood" ist zugleich minimalistisch als auch gewitzt. FIDLAR auf Pilzen koennte so ein Song locker durchrutschen. Dann ueberrascht der Chorus mit einem Grunge-Riff aus dem Distortion-Nirvana. "Credentials" ist aehnlich geistesgestoert. Surf, Voodoo, Psychopunk - PLAGUE VENDOR messen sich vor allem an einem klassischen Katalog, wenn es um Referenzen geht. NICK CAVE, vielleicht fruehe britische Punkbands, ploetzlich sogar die BEACH BOYS. Allerdings nicht, wenn "No Bounty" in Richtung Tarantino-Soundtrack schielt und die Schultern unkontrolliert zucken laesst. "Saturday Night Shakes" torkelt ueber den naechtlichen Hollywood Boulevard und kehrt zum Ausnuechtern auf die Couch in der Garage zurueck. PLAGUE VENDOR vergewaltigen nicht das THE STROKES-artige Riff von "Jezebel", sie injizieren ihm Leben und gesunden Wahnsinn. Sind das IGGY POP und ein rebellierender BILLY IDOL, die sich gemeinsam und grosszuegig an Speed und Tanzwut bedient haben? Auf diese Frage liefert "Bloodsweat" keine einzelne Antwort, sondern gleich elf. "Got It Bad" giesst zum Schluss noch einmal eiskaltes Psychrock-Wasser in den Nacken - davor haben Luke Perine, Gitarrist Jay Rogers und Basser Michael Perez ueber "Giving In, Given Out" oder "ISUA" bereits eine halbe Stunde lang alle moeglichen Soundteppiche fuer die paranoiden bis schizophraenen Ausbrueche ihres Frontmannes durchlebt und diese fuer die Nachwelt sorgfaeltig nach Punk, Neurosen und Benommenheit sortiert.