Plattenkritik

PROPAGANDHI – Victory Lap

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 29.09.2017
Datum Review: 24.09.2017
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Victory Lap
02. Compoly/Resist
03. Cop Just Put Of Frame
04. When All Your Fears Collide
05. Letters To A Young Anus
06. Lower Order (A Good Laugh)
07. Failed Imagineer
08. Call Before You Dig
09. Nigredo
10. In Flagrante Delicto
11. Tartuffe
12. Andventures In Zoochosis

PROPAGANDHI – Victory Lap

 

 

 

Supergeil! Unbedingt hören! -Hier bitte .gif von einem auf den Boden fallenden Mikro einfügen- Danke.

 

So könnte das Review einfach mal fertig sein. Aber vielen Menschen reicht sowas ja nicht. Kommen wir also zur Beweisführung. Nach fünf Jahren werfen PROPAGANDHI also ein neues Album auf den Markt. In Kanada beheimatet ließen sie die Geschehnisse auf der Welt doch nicht los. Wie sich das für eine Band gehört, die sich immer schon politisch geäußert, positioniert und aktiv gezeigt hat. Dieses Album auch ziemlich schnell fertig. Im Sommer ging es erst ins Studio. Wut ist immer ein guter Antriebsmotor. So klingt auch die Platte noch eine Schippe aggressiver als die Vorgänger. Vom "lieblichen" Punk ist nicht mehr viel übrig. Postpunk vielleicht. Ansonsten geht es immerhin zwölf Stücke lang weiter in Richtung Metall, Hardcore. Und das ist auch gut so. Denn irgendwie ist da mehr rauszuholen, was PROPAGANDHI auch bis zum Anschlag ausreizen.

 

Der titelgebende Song als Einsteiger geht direkt nach vorne, rammt einem die Faust in den Bauch, der gerade noch weich und labberig auf dem Sofa langweilige Streamingdienstserien geschaut hat und schubst einen in die echte Welt mit all ihren Gruseligkeiten. Wachrütteln, dann für den Widerstand argumentieren. Textlich träumen PROPAGANDHI von einer besseren Welt. In Zeiten wie diesen kann das meistens schon ein einfaches "anders" sein. "Victory Lap" ist der Soundtrack für Widerstand und einen Aktivismus, den die Welt in den Köpfen und auf den Straßen dringend braucht. Sie fordern auf, Talente nicht zu verschwenden, sondern für die (gute) Sache einzusetzen. Der weiße, dumme, alte Mann als Hassobjekt, Wutmotor. Wie könnte es anders sein.

Bei all der Wut, dem Aktivismus aggieren PROPAGANDHI aber keineswegs blind nach vorne. Die feinen, wenn auch harten Arrangements sind stimmig. Total hirnamputiert losstürmen bringt eben doch auch nichts. Da kann man jeden einzelnen Song als Beispiel anbringe. "Nigredo" ist der einzige Song, der zwischen härtesten Metallriffs und milden Klängen mäandert. Der nach vorne stürmt, den ersten Stein wirft, in den ruhigen Stellen um Atem ringt. Harte und feine Arrangements treffen aufeinander. Doch nicht disharmonisch. Man könnte sagen, dass jeder der restlichen Songs ein Brett ist. Aber irgendwie kommt man da nicht ansatzweise an die Durchschlagkraft heran. Massives Vierkantholz, wahlweise Panzerfaust träfe es wohl eher. "Lower Order (A Godd Laugh)" ist da noch das mildere postpunkrockigere Stück. Da springen einem die milden durchdachten Arrangements auch quasi nackt ins Gesicht. Mehr Atmenpause gönnt einem dieses Album nicht. Aber es sind auch nicht die Zeiten, in denen man Pause machen und sich zurücklehnen sollte. Immer nach vorne, mit PROPAGANDHI im Herz und die Faust aus der Tasche! Wer das jetzt immer noch nicht begriffen hat: "Victory Lap" kaufen, hören, Weltgeschehen beibringen lassen. Amen (also dieses atheistische oder agnostische).

 

Autor

Bild Autor

Jule

Autoren Bio

wäre gern teil einer postfeministischen emopunkband/ verbalprimatin/ kuchenveganerin/ ich kann mir keine songtitel merken, selbst die meiner lieblingssongs vergesse ich.../ ich bin nicht betrunken, ich bin immer so/ fraujule.blogspot.de