Plattenkritik

Peer - Wir Sind Peer

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Release Date: 15.10.2010
Datum Review: 17.01.2011

Peer - Wir Sind Peer

 

 

Wer ist Peer? Ein Phrasendrescher, der seine Songs mit deutschem Indierock nach Schema F garniert, oder steckt doch mehr dahinter? Jedenfalls gruppiert Peer Göbel für sein Debüt mit dieser Band kleine Szenegrößen, wie ein Ex-Mitglied von Hund Am Strand oder Le Mobilé, um sich.

Die vielfältigen Einflüsse hört man dem Album Wir Sind Peer an, wenn bei ’Krise’ noch die Synthesizer sägen und darauf direkt ein simpler Countrydrescher folgt, der auch von Conor Oberst stammen könnte. Zudem bereichern noch hämmerndes, wie auch sanftes Klavier, mehrstimmiger Gesang und Blechbläser die Songs. Leider oszillieren diese meisten um bekannten deutschen Indierock (oder auch Pop) und schaffen selten einen markanten Ausreißer, der als Alleinstellungsmerkmal dienen könnte. Bei den Texten gilt zumeist das gleiche Problem. Sie klingen ambitioniert assoziativ, was bei Turbostaat durchaus ähnlich funktioniert, hier aber zu gezwungen wirkt.

Doch dann kommt ’Schutzraum’ um die Ecke. Immerwährende soziale Vernetzung macht uns zu unseren eigenen Sklaventreibern, ’Wo wir mal waren zum vergessen, können wir nichts anderes als vernetzten’. Wir quälen uns selbst freiwillige zu Tode und verwischen die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit, ’Früher war das mal ein Schutzraum, heute ist es ein Büro’. So bekannt und vielleicht abgeschmackt das Thema auch sein mag, Peer setzen es so geschickt, treffend und schön um, dass man zu dem am Ende hin anschwellendem Feedback perfekt Smartphones, Laptops und sonstigen Kram zerschmettern könnte. ’Wollten wir nicht mehr als das hier. Mehr als ein schöneres Büro’.

Aber auch ansonsten schaffen es ab und an einzelne Zeilen dieses Albums Peer vom Durchschnitt abzuheben. ’Ich bin ja wohl der einzige der Leute anruft und dann erleichtert ist, wenn sie nicht dran gehen’ (’900 Umdrehungen’). ’Ich kann wieder Sätze mit aber beginnen. Ich kann wieder davon erzählen, was ich über Punk weiß.’ (’Anzug’). Etwas entspannter Eskapismus mit treibendem Schlagzeug und lässig angeschlagenen Klavier darf auch nicht fehlen. Selbst wenn es nur nach ’Zürich’ geht.

Melancholisch, fröhlich, latent aggressiv, aber auch entspannend und beschwingt. Auf dem Debüt ist alles enthalten und mit manchen Wendungen, Textstellen oder auch ganzen Songs, schaffen sie einen kleinen, aber signifikanten Unterschied zum Durchschnitt. ’Ich hoffe das niemand merkt, dass ich das gar nicht kann’ (’Nicht Merken’). Ich hab es nicht.

Tracklist:
1. Setzen/Stellen/Legen
2. Nicht Merken
3. Krise
4. Holzig Gut
5. 900 Umdrehungen
6. Schutzraum
7. Pistole
8. Zürich
9. Im Gegenteil
10. Unter Strom
11. Anzug

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Kilian

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