Plattenkritik

Philip Sayce - "Steamroller"

Redaktions-Rating

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Release Date: 27.02.2012
Datum Review: 16.03.2012

Philip Sayce - "Steamroller"

 

 

PHILIP SAYCE, geboren 1976 im kanadischen Aberstwyth (der Ortschaft zollt er auf seiner neuen Platte Tribut), macht als Knabe aus der Provinz Karriere. U.a. spielte er für Bluesmeister JEFF HEALEY und später auch für den US-Country-Rocker UNCLE CRACKER. Dann betourt er die Welt mit der Ausnahme Rock-Sängerin und Songwriterin MELISSA ETHERIDGE. Doch seine Glanzstücke sind sicherlich seine Soloscheiben “Peace Machine” (2009), “Innerevolution” (2010) und “Ruby Electric” (2011), die nicht nur bei Gitarren-Fachleuten gefeiert werden.

PHILIP SAYCE hat seine ganz eigene und verzaubernd schöne Art und Weise, erdigen Blues mit Rock und auch Pop-Anleihen zu versehen. Immer auf ein Optimum an Instrumentierung reduzierte Songs, die aber nicht nur durch die herausragenden Soli des Künstlers, sondern vor allem durch seine bestechende Stimme, die unglaublich facettenreich ist, glänzen. Wir sprechen hier von einem Sänger und Gitarristen, der das hält, was LENNY KRAVITZ einst besaß und JOHN MAYER fehlt: Cojones!

Und was für welche er auf seinem Neuling “Steamroller” beweist, wird sofort mit dem ersten Song, dem Titeltrack der Platte, klar. Diese Scheibe ist eine Kampfansage. Diesmal ist es nicht so, wie man es von ihm erwartet. SAYCE mischt sein unverkennbares Spiel mit Psychedelic-Einwürfen, Funk-Elementen und vielen kuriosen Effekten, die er gemeinsam mit Produzent Vance Powell (JACK WHITE u.a.) aus uralten Verstärkern, Mikrifonen und Instrumenten lockt. “Steamroller” ist ein sehr spontanes Werk, rauh und ungeschönt, aber dennoch wird es auch die Fans von eher gemäßigteren SAYCE Klängen - wie “Daydream Tonight” - gefallen.

Das Album erinnert an LED ZEPPELIN und MONTROSE, manchmal an DEEP PRUPLE, KRAVITZ, THE WHITE STRIPES, wobei jeder Song in einem Rutsch eingespielt wurde und bei Verspielern nochmal gezockt werden musste. Das macht die Platte aber eben auch so unwahrscheinlich organisch, dynamisch und authentisch. Das Schöne ist weiterhin, dass SAYCE ganz offen seinen Einflüssen Respekt bekundet, aber dennoch trotz all dieser “Oh, das klingt jetzt nach ZEPPELIN”-Momente stets nach PHILIP SAYCE klingt. Besser kann man doch die Vergangenheit gar nicht weiter tragen und dennoch in der Gegenwart ankommen. In einem Interview bestätigte er, dass er vor “Steamroller” eine schwere Zeit durchmachte. Selbstzweifel und Selbstfindung gehörten mit dazu, denn anscheinend hatte die Industrie ihm angeraten, doch sein Spiel und Image eher in die Richtung von MAROON 5 und anderen erfolgreicheren Kollegen zu wandeln. Doch PHILIP SAYCE ist und bleibt authentisch und streckt mit “Steamroller” all seinen Kritikern und Zweiflern den Mittelfinger direkt ins Gesicht!

“Stung By A Woman” ist definitiv ein Vorzeigesong: Hier bekommt man einen guten Überblick über die magische Verbindung von Blues, Rock´n´Roll und Funk, über SAYCEs Stimme und seine markanten Soli. Dieser Song klingt dennoch alles andere als altbacken und geht sofort ins Mark. “Marigold” ist eine ausladende Rock-Ballade zum Hinweggleiten. “Black Train” ist eine astreine Hardrock Nummer, die fast schon in die Heavy Metal Richtung geht. Geht unglaublich nach vorne. “Rhythm And Truth” klingt ein bisschen nach Hard-Rock vs. Glam, aber ohne Schminke im Gesicht und nicht so weibisch. “The Bull” ist hässlich und verstörend im absolut positivem Sinne. Das Ding ist durchgedreht und wird nur polarisieren. Eine Mitte wird dieser Song kaum haben. “Holding On” ist wieder der Grund warum man SAYCE einfach lieben muss. Intensivere Balladen, ohne schnulzig zu klingen, kann außer JOHNNY CASH, NICK CAVE und LEONARD COHEN wohl kaum einer schreiben. “Beautiful” ist einfach schön, “A Mystic” ist wieder ein Stück das mitreißt und die Ode an die heimatliche Provinz könnte auch in einer Chillout Lounge gespielt werden. Wahnsinn!

Unter uns: Trotz des eben Geschriebenen fehlt mir ein bisschen etwas von “Peace Machine”, wie das Werk “Slip Away” oder “Tenessee Girl” von “Innerrevolution”, aber das ist dann auch schon Meckern auf höchstem Niveau! Für alle Rockfans und Gitarren Nerds nur zu empfehlen und alle anderen sollten auch mal reinhören – Weiterbildung kann nie schaden.

Tracklist:
1. Steamroller
2. Stung By A Woman
3. Marigold
4. Black Train
5. Rhythm And Truth
6. The Bull
7. Holding On
8. Beautiful
9. A Mystic
10. Aberstwyth

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.