Zu Beginn erst mal ein kleiner Schmalspurwitz: Menschen mit Geschwindigkeitsphobie werden an der neuen PHOBIA keine Freude haben. Ja ja, Schenkelklopfer galore. Aber ganz ehrlich: deutlich weniger mit dem Holzhammer wird’s auch auf „Unrelenting“ nicht. Und es ist eben so, dass es sich bei dem mittlerweile auf Relapse untergekommenen Vierer um absolute Grindcorepuristen handelt, die zu weiten Teilen zwei Geschwindigkeiten zu kennen scheinen: Schnell und richtig, richtig Hyperlichtgeschwindigkeits-schnell. Und da sind dann eben 17 Songs auch mal in 14 Minuten runtergerattert. Kennt man ja und mag man eben entweder oder nicht. Allerdings befreien einen auch kürzestmögliche Distanzen zwischen zwei Songs nicht davon, diese ansprechend zu gestalten.
Womit wir beim größten Problem auf „Unrelenting“ angekommen wären. Nach ungefähr drei Minuten hat man alles gehört und weiß, was einen im restlichen Verlauf erwartet. Kräftig auf die Fresse, das Gaspedal stets bis weit über den Anschlag durchgedrückt, dabei ab und an mit ein paar Andeutungen eines Breaks versehen, größtenteils aber schlichtweg wahnsinnig gleichförmig. Irgendwann fängt diese EP eben an und irgendwann ist wieder vorbei. Auch oder gerade im Grindcore liegt die größte Herausforderung ja darin, trotz offenbar vordefinierter Grenzen in denen man sich bewegt, das Dazwischen spannend zu gestalten und im besten Falle gar mit einem gewissen Wiedererkennungswert auszustatten. Was nun aber PHOBIA von all den anderen Bands, die diesen Bereich beackern großartig unterscheiden soll ist mir nach „Unrelenting“ ein Rätsel. Klar, das ist alles nicht schlecht gemacht, sauber gespielt, angemessen ruppig produziert und auf einem durchaus ordentlichen Energielevel. Letztendlich ist es aber vor allem eines: belangloser Genredurchschnitt.
Es stellt sich ohnehin die Frage, warum ausgerechnet in einem dermaßen extremen musikalischen Feld wie dem Grindcore ein dermaßen konservativer Konsens vorherrscht. Warum wagen so wenige Bands zumindest zaghaft den Brückenschlag zu anderen Stilen und verharren stattdessen lieber im tiefen Sumpf des Mittelmaßes? Bands wie NEUROPATHIA oder MAGRUDERGRIND haben doch gezeigt, wie man durch eine gewisse Varianz und Einflüsse von außen zwingende und zugleich spannende Werke auch in diesem Genre veröffentlichen kann. PHOBIA dagegen begnügen sich damit, eine weitestgehend belanglose Version eines Stils darzubieten, der offenbar schon wenige Jahre nach seiner Entstehung für die allermeisten Bands (unter anderem sie selber) vollends durchdekliniert war. „Unrelenting“ ist ein bisschen wie ein D-Zug, der an einem Bahnübergang in Höchstgeschwindigkeit vorbeifährt. Kurzzeitig Aufmerksamkeit erhaschend aber schon nach kurzer Zeit wieder vergessen und als schon tausendmal gesehen abgetan.
Tracklist:
01. “T.R.O.G”.
02. “Rehashed”
03. “You Get No Remorse”
04. “Enemy Within”
05. “Revolt Your Life”
06. “Tradition Of Power”
07. “Sign Of Times”
08. “Out Of Control”
09. “Soon”
10. “Mental State”
11. “Life’s Animosity”
12. “Dying For Who?”
13. “Total Kollapse”
14. “Strive Conception”
15. “Nothing Matters”
16. “Killing Time”
17. “If You Used To Be Punk, Then You Never Were”