Im Sommer 2004 habe ich das letzte Mal PIEBALD live erlebt. Damals hatten sie die gerade aufstrebenden MAXEEN mit dabei und bereiteten dem Publikum einen fantastischen Abend. Mit "Accidental Gentlemen" präsentieren PIEBALD aus Boston selbstbewusst ihr mittlerweile fünften Longplayer. Was eine ganze Zeit als aufstrebende Emo-Hoffnung gehandelt wurde, hat sich nach und nach einem charmanten und vertrackten, poppigen Indierock angenähert, der absolut eigen und individuell klingt.
Mit "Accidental Gentlemen" wagt man nun den Blick über die Schulter und lässt viele Einflüsse der Anfangstage wieder entflammen. Indie-Emo oder Powerpop für Erwachsene könnte man das Resultat nennen, welches eindrucksvoll durch Travis Shettel vorgetragen wird. Ein warmes, knarrendes Feeling wird nicht zuletzt durch die analoge Aufnahme von niemand Geringerem als Alex Newport (MARS VOLTA, AT THE DRIVE-IN) erzeugt, der hier ganze Arbeit geleistet hat. Die doch recht zügige Instrumentalfraktion, die mit vielen Tempowechseln durch die einzelnen Songs hüpft erscheint gegensätzlich zu den zynischen und ungewöhnlichen Vocals von Travis und bildet doch eine überzeugende Einheit. Songs wie "Strangers", "Oh, The Congestion" und "Getting Mugged And Loving It" sind eingängige und vielseitige Höhepunkte dieses Longplayers, die einmal mehr die Individualität von PIEBALD unter Beweis stellen. "Accidental Gentlemen" ist sicherlich nicht das Album des Monats, aber definitiv ein intelligenter Longplayer, der von Hördurchgang zu Hördurchgang wächst.
Tracks:
1. Opener
2. A Friend Of Mine
3. Don't Tell Me Nothing
4. There's Always Something Better To Do (The Strutter)
5. Strangers
6. Oh, The Congestion
7. Shark Attack
8. On And On
9. Getting Mugged And Loving It
10. Life On The Farm
11. Nature Wins
12. Roll On
13. We Cannot Read Poetry