Was war noch gleich das schlimmste an den 80ern? Egal, Scott Reitherman deckt es auf, schickt es durch die Zeitschleife und stellt sicher, dass es auf seinem Alias-Debüt genügend Aufmerksamkeit erhält.
Am Ende des Tages formt der Gründer von THROW ME THE STATUE so insgesamt neun stark elektronisch geprägte Stücke zwischen leuchtenden DEPECHE MODE, zart schwingendem Indiepop voller Gefuehle und - allem voran - einem ganzen Schrank voller Synthesizersounds aus deren Blütezeit. Oft klingt "Pillar Point" wie ein nächtlicher Ausflug in die Nachbarschaft des Protagonisten: Klappernde und zugleich schleichende Drums, viel Melancholie in Stimme und Wort, und mitunter einige Trips durch verschiedenste Plattensammlungen enden in "Cherry" oder dem zerkrümelten "Dreamin'" zwar glimpflich, aber aufgrund ihrer Unaufgeregtheit bloß im Durchschnittsbecken. "Touch" tänzelt sich zwar frischer durch die persönlichen Einblicke Reithermans als etwa das verstörte "Black Hole" - PILLAR POINT bemühen sich größtenteils jedoch, so organisch wie durchschaubar durch das Dickicht zu waten wie es ihrem Kerzenscheinpop nur steht.
Reitherman verlaesst sich auf die Tasten und deren Sounds, die er zusammen mit Produzent und Langzeit-Buddy Charlie Smith stets angenehm im Zaum haelt. Nicht nur aufgrund seiner Nähe zum Genre schafft es der Musiker, der mittlerweile Seattle sein zu Hause nennt, zum Beispiel den eroeffnenden "Diamond Mine" trotz plastischer Keyboards Wärme und Charakter einzuhauchen und hält seine Arme stets weit geöffnet statt verschränkt.
"Pillar Point" ist so die Vorsicht in Person, die erst auf Anfrage und nach ausreichendem Beschnuppern einen tieferen Blick ins Innere gestattet. Dieser sollte sich fuer Interessierte dann allerdings doppelt lohnen.
Trackliste:
1. Diamond Mine
2. Eyeballs
3. Cherry
4. Black Hole
5. Strangers in Paradise
6. Dreamin'
7. Touch
8. Curious of You
9. Echoes