Die Geschichte des deutschen Punkrocks ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Die englischsprachige Welt wirft am laufenden Band Punkbands in den Äther, die dort und hier mal mehr und mal weniger Airplay bekommen. Wo Punk deutsch wird, ist die Luft schneidend eng. In welche Richtung tendieren nun Planlos mit ihrem 2005er Album: Hosen oder Goldene Zitronen? Ärzte oder Kassierer? Bei dieser Frage kann nun gar kein Missverständnis aufkommen.
Auf dieser Platte ist alles, was den Campino-Kosmos bevölkert. Wir haben den Spiesser, den Blender, einen Song zu "Deutschland sucht den Superstar" und man kann den Terminus "Kinderficker" vernehmen. Die lyrische Konzeption schrammt teils derb am Mittelmass vorbei, mit Zeilen wie "Obwohl ich doch nur ein Bastard bin / Und somit nirgends zuhause bin" kann der güldene Füllfederhalter nicht gewonnen werden. "Wir feiern laut und singen mit" ("Goldene Zeiten") - das tun die alten Haudegen der Volksmusikbranche auch. Dort hocken aber keine Neon-Iros, sondern Silberzwiebeln im Mosh-Pit. Planlos texten mit Bedacht auf den Konsens, Ironie hat hier keinen Platz, denn im Stadion ist dafür kein Platz. Und da gehts es hin, nirgendwo anders. Die Vocals sind enorm Campinoesque. Selbst die Betonung und Abfolge "Singen-Rufen-Nölen-Sagen- undnochmalvonvorn" ist gleich.
Musikalisch wird die gesamte Bandbreite des Punk-Spektrums bedient und alte Hosen, äh, Hasen fühlen sich hier gleich wohl. Frischlinge werden nicht verwirrt. Neugierige werden aber auch nicht beeindruckt. Technisch 1A, doch auch hier werden wie auch in den Texten keinerlei neue Territorien erobert. Immer streng gemäss dem Schema. Hoffentlich machen die Hosen mal eine Jazz-Platte. Die können Planlos dann hören und vielleicht mal ein wenig Eigenständigkeit wagen. Da wo die hinwollen, ist schon jemand. 3 müde Punkte von 10.