„I´m Looking For The Truth – It´s There In Vivid Colors“ singt Bjorn Seynave in „Winter´s Breath“ – einem der fünf Songs, die auf „The Countess“ daran erinnern, stets brav Socken und Unterwäsche zu wechseln. Hätten die Belgier dem EP-Titel ein weiteres „L“ gegönnt, wäre die Anzahl jener Bands herausgekommen, die den Kleiderschrank vor der Aufnahmesession gründlicher durchsortieren sollten.
POISON MY BLOOD heißt der alles andere als aufgeräumte Oberbegriff anhand des gegebenen Beispiels: Die Produktion ist leicht bratzig und weder klar noch druckvoll genug um differenziert und dynamisch zu klingen, was bereits dem Opener „Misantrophy“ viel Energie nimmt. Die Band aus Landen puzzelt nach „The Great Northern“ weiterhin munter zwischen metallischem Hardcore als Fundament, der Noise-Anleihen beim Brettspielabend ebenso grinsend duldet wie progressive Ausflüge („The Lighthouse“) und vor allem dunkel bis verzweifelt voranschreitende Vocals. „Obey The Sirens“ rennt trotz ansehnlichem und clever positioniertem Chaos zu Beginn im Kreis und hinterlässt zu schnell eine spröde Rille aus der sich POISON MY BLOOD nur schwermütig im Zick-Zack-Kurs wieder herausprügeln können. „Dualism“ bietet da Anlauffläche, die nach den oft zu roh und klapprig klingenden Strukturen endlich genutzt wird, bevor sich „The Countess“ bereits wieder ungeadelt verabschieden muss.
Die EP bietet zwar eine stilistisch interessante Plattform, die das breitgefächerte (internationale) Kollegium jedoch mit Feinheit und Detailliebe interessanter und eingängiger zu gestalten weiß. Man kann POISON MY BLOOD nicht vorwerfen, keine Bügel für ihre Hemden oder zu wenig Klammern für die triefenden Riffs und klitschnassen Breaks parat zu haben, die den zwanzigminütigen Schleudergang zieren. Um die „vivid colors“ jedoch auf Dauer so frisch und delikat zu erhalten, bedarf es deutlich mehr Feingefühl und Temperament.
Trackliste:
1. Mysantropy
2. Obey The Sirens
3. Winter´s Breath
4. The Lighthouse
5. Dualism