Was für ein glücklicher Zufall, dass ich gerade wieder Gefallen an SONIC YOUTH finde, sonst wären POLAROID LIQUIDE hier ganz schnell als Imitation von Thurston Moore und Co. gebrandmarkt. Dabei ist die Berliner Band in der Lage sympathische Rumpelsongs mit mäandernden Melodien und verzwickten Soli zu spielen und dabei auch noch zuckersüß zu klingen, wie späte…nun…eben SONIC YOUTH.
Schon fast gespenstisch mutete die Ähnlichkeit an, wenn in „Song For Ti Jean“ zu einem treibenden Beat und versponnen Gitarren der Gesang aus dem Off kommt. Man wähnt Kim Gordon schon hinter der nächsten Ecke stehen. Die ist dann auch in Form von Bassistin (!) Britta Becker vorhanden, die in „Eddy“ so entrückt wie Ikone Gordon zum Mikro greift. New York bleibt Fokus. Nein, den SONIC YOUTH Vergleich kriegen POLAROID LIQUIDE jetzt nicht mehr weg. Dass das Quartett aber mehr als eine bloße Tribute Band ist, verdanken sie den Songs. Die können nämlich, abgesehen von kleinen Ausnahmen, meist überzeugen, sind verträumt bis schwelgerisch und so wie die späten SONIC YOUTH: nie aufdringlich, sondern fließend und feinsinnig.
Auf „She“ und „NYC Revisited“ lassen sich sogar Parallelen zu Ambientwunder THE WHITEST BOY ALIVE ziehen. Auch nicht von schlechten Eltern also. Mit etwas mehr Mut zu Lo-Fi und Eigenständigkeit stünde einem tollen Album nichts im Wege. So ist das aber „nur“ eine schöne Platte für devote SONIC YOUTH Liebhaber.
Tracks:
1. Quiet For The Start
2. The Mall
3. Song For Ti Jean
4. She
5. Eddy
6. A Substitute For Life
7. Relieve
8. Dreaming Me
9. New York City
10. NYC Revisited