PRIMORDIAL haben es geschafft. Spätestens seit To The Nameless Dead weiß die ganze (Metal-)Welt, dass sie mehr als bloß der leidige Schatten einer von Klischees und teils fragwürdigen Images bewanderten Pagan-Welt sind, dass ihr düsterer, einsamer Stil der musikalischen Verkörperung des eigenen Landes Irland, ein weiteres wichtiges Element im Primordial-Kontext mehr ist als bloß der nächste Metal-Hammer-Soundchecksieger. Und jetzt, wo vielleicht der Zenit des eigenen Schaffens (oder zumindest Erfolgs) erreicht ist, passt es gut, wenn auch den ersten Werken Beachtung geschenkt werden kann. Vor nicht allzu langer Zeit legte man das Debüt Imrama neu auf; nun folgt das Zweitwerk im gänzlich neuen Gewand remastered und mit Bonus-CD aufgewertet.
Es ist 1998, es ist kalt - zumindest in Irland, könnte man meinen. "A Journeys End" entstammt einer Dekade, indessen das Gewand noch deutlich schwarzer gestrickt war, in der der einsame, tragende Gesang noch vermehrt (aber nicht durchgehend) einem krächzenden, fauchenden Alan Averill wich. Pathosumarmt malt man hier mit größter Sorgfalt klangliche Gemälde, welche jedoch bereits hier vermehrt auch die irische Natur miteinbeziehen direkter denn je, durch landesmarkante Instrumente wie Mandolinen, Flöten oder den Bodhrán . Dadurch erhält schon A Journeys End diesen folkischen Charakter, welcher PRIMORDIAL später noch, aber auch schon diese Tage so stilistisch markant machen sollte und macht. Alans bereits eben betonte Stimme, welche wie eben gesagt neben der Gitarrenarbeit noch sehr deutlich die Black-Metal-Tendenz offenlegt, ist dabei ebenfalls Faktor des großen Wiedererkennungswert dieser Band: Kaum ein anderer Sänger vermag es allein mit seiner Stimme derartig Melancholie, Weltschmerz, aber auch Pathos zu vermitteln. Dabei wirkt er wie die Musik nie aufgesetzt, nie gewollt; sie wirkt ehrlich, aufrecht, natürlich, der (irischen) Natur entsprechend. Kein Wunder, dass PRIMORDIAL Außenseiter einer Szene sind, mit der sie eigentlich gar nichts oder kaum etwas zu tun haben, und sich vermehrt gerade solche, die mit der Szene sonst eher wenig am Hut haben, mit dieser Band solidarisieren können.
Zur möglichen Aufwertung und Legitimierung eines (möglicherweise weiteren) Kaufes dieses (Re-)Releases darf die zweite CD mit einer satte 10 (!) Songs umfassenden Live-Performance herhalten. Diese jedoch besticht vor allem durch einen wirklich nur noch nervenden und machen wir keine hehl drum katastrophalen Sound, welcher durch die stets schwankende Höhe der Frequenz und den zahlreichen störenden Nebengeräuschen vom eigentlichen Live-Geschehen abzulenken weiß. Wer also vermutet, diese Live-CD sei reines Zeugnis guten Menschenherzens, ja würde das Release um ein gewaltiges aufwerten, möchte ich warnen. Vielleicht mag das Ganze für einige durchaus interessant sein; für mich war es jedoch eher notwendiges Übel als Spaß an der Freude, mich hier durchzuhören, nein durchzukämpfen. Für die, die es dennoch interessiert: Geboten wird ein Livemitschnitt der Lissabon-Show der A Journeys End-Tour 1999, welcher (logischerweise) dem ganz alten Material zugewandt ist, und durchaus (vor allem durch Sänger Alan) ein gewisses Maß an Stimmung ausstrahlt zumindest im Ansatz.
Im Gegensatz zur AMON-AMARTH-Wiederveröffentlichung möchte ich hier jedoch trotz eher belangloser Live-CD - eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Die Originalpressung ist kaum noch im Handel erhältlich und da A Journeys End sich keineswegs hinter den neueren Werken der Band verstecken muss und außerdem noch (wohl auch wegen des Remasters) gut produziert ist lohnt sich der Kauf definitiv für all jene, die jetzt gerade durch To The Nameless Dead heiß auf die Band geworden sind, oder auch einfach so Interesse an der Band gewittert haben. Es lohnt sich definitiv!