Symbolgeschwängert zerschlägt Bandkopf Gary Meskil auf dem Coverartwork das Wahrzeichen der linken Bewegung und dürfte damit weiteren Nährboden zum Status Quo seiner Heimat PRO-PAIN liefern. Ein Interpretation dieser Meskil'schen RTL2-Theatralik, die dann mit der Titelwahl und dem Schriftzug "Absolute Power" ihren Höhepunkt erlangt, liest sich folgendermaßen: Das ganze läuft wie immer bei dieser Band auf Provokation raus. Kokettierung mit einem Klischee. Mehr ist es nicht. Konservativ trifft es. In den rechten Sektor stelle ich sie ebenfalls nicht. Ist halt oftmals n sehr schmaler Grat, den es mit Vorsicht zu genießen gilt. Am Ende des Tages ist Pro Pain eben ne alteingesessene Band, die ihre Fans und gleichsam Menschen mit Gegenhaltung hat. Wird es immer geben und ändern kann man nichts dran. Das Cover ist und bleibt beschissen, sowohl von der Optik als auch von der "Aussage". Mehr gibt es doch eigentlich nicht zu sagen.
"Absolute Power!" bietet neben der stumpfen Provokation auch in musikalischer Hinsicht PRO-PAIN in Reinkultur, allerdings verglichen mit den Veröffentlichungen der jüngsten Vergangenheit mit ganz klarer Tendenz nach oben. Denn endlich konnten die Recken auf ihrem 12. Studioalbum unbändige Wut in wütende Songs transportieren, die sich voneinander abgrenzen und auch durchweg Qualität aufweisen. Gleich zu Beginn steht mit "Unrestrained" ein knochentrockener Brecher, der zum heftigen Bangen im Midtempo Groove einlädt. Auch "Destroy The Enemy" ist ein typischer PP-Stampfer, der ebenfalls typisch textlich schlichte Phrasen drischt. Aber es konnte nicht unbedingt mit einer Duschkabinenmelodie wie auf "Road To Nowhere" gerechnet werden und es überrascht, dass im verstörenden Abschlusstrack "Hate Coalition" Blast Beats ausgepackt werden (ein neuer Drummer macht es möglich!). Nach wie vor zitieren PRO-PAIN Hardcore mit Gang Shouts und legen gute Metal Soli ins Feuer, nach wie vor gehen die Herren brachial und leidenschaftlich vor. Aber "Absolute Power" verbindet die klassische PRO-PAIN Attitüde mit einem langsam gereiften Verständnis für melodische Songs, die allesamt mit dem nötigen Aggressionspegel ausgestattet sind.
Fazit: Musikalisch hält "Absolute Power", was versprochen wird und stellt den Kopf auf Dauerrotation "oben-unten-oben", die Message und das Coverartwork sind jedoch schwach, so dass die Rübe permanent von links nach rechts und zurück wandert. Da bei einer Interessenabwägung das überraschend abwechslungsreiche und auf Konstanz gepolte Songmaterial den Vorzug vor der Provokation und dem mitunter lächerlichem Mr. Meskil Verhalten erhält, darf PRO-PAIN die Existenzberechtigung noch lange nicht abgesprochen werden.
Tracklist:
1. Unrestrained
2. Destroy The Enemy
3. Stand My Ground
4. Road To Nowhere
5. AWOL
6. Hell On Earth
7. Divided We Stand
8. Gone Rogue (I Apologize)
9. Rise Of The Antichrist
10. Hate Coalition