Nach Cleveland kommt Metal. Oder so ähnlich. Die Berufsapokalyptiker von PULLING TEETH haben ihrem nörgeligen Hardcore jedenfalls eine metallische Frischzellenkur verpasst. Und klingen jetzt drückender, nihilistischer und hoffnungsloser als je zuvor. Einzig über die Wahl des Formats lässt sich streiten.
Hiermit wollen wir bis in alle Ewigkeit festhalten: Es gibt KEINEN homogenen Deathwish-Sound. Zur Untermauerung dieser vollmundigen Aussage reicht allein ein Blick auf einige der letzten Veröffentlichungen des Qualitätslabels. Von Anleihen alter DC-Schule (END OF A YEAR), über vertrackten, bulligen Post-(Punk)-Hardcore hin zu den omnipräsenten, modernen Vertretern verzweifelten Hardcores (KILLING THE DREAM, CARPATHIAN), decken Jacob Bannon und Tre McCarthy in ihrer gegenwärtigen Veröffentlichungswut ein mehr als breites Spektrum ab. PULLING TEETH empfehlen sich mit ihrer fünf Songs umfassenden EP als exponierteste Vertreter des Subgenres eigentlich schon ziemlich Metal. Sicher, die Cleveland-Kante samt apokalyptischer Soli und zermalmendem Groove ist immer noch da. PULLING TEETH sind in ihrer Gänze jedoch ausufernder, atmosphärischer, phasenweise gar doomlastiger geworden. Ihre schnellen, kollabierenden Hardcore-Reißer wurden drastisch verlängert und um deutlichere Thrash-Referenzen erweitert. Niederträchtig-nölige Konstante bleibt weiterhin Sänger Mike Riley, der dem Ganzen zum einen dann doch wieder einen leichten Punkstempel aufdrückt und zum anderen in gewohnter Rundumschlagmanier ein ganzes politisches System abstraft (Putting all our faith in one politician means we dont learn from the past). Mit allzu hohen Erwartungen sollte man in heutiger Zeit tatsächlich vorsichtig sein Brillant fusionieren PULLING TEETH ihre neu gewonnenen musikalischen Stärken direkt im Eröffnungssong 'Ritual': Langsam, bedrohlich dann wieder SLAYEResk. Ähnliches trifft auch auf 'Bloodwolves' zu. Einzig mit dem neuneinhalbminütigen 'Paradise Illusions', welches zunächst lediglich aus verschwommenem melodischen Gesang und zurückhaltenden Gitarren bestehend in ein Spoken Word-Stück umschwenkt, verbreitet die Band dann doch so etwas wie gemäßigte Langeweile auf den letzten Metern. Als letzter Song auf einem vollwertigen Album wäre das vielleicht nicht so ins Gewicht gefallen, so bleiben unterm Strich gut vierzehn Minuten musikalische Apokalypse auf hohem Niveau. 7,5.
Tracklist:
01: Ritual
02: Unsatisfied
03: Bloodwolves
04: Paranoid Delusions
05: Paradise Illusions